Liebe Mitglieder und Freunde unserer Athener Kirchengemeinde,
seit dem heutigen Sonnabend, dem 7. November befindet sich Griechenland in einem dreiwöchigen Lockdown und damit können wir leider keine Gottesdienste mehr anbieten.
Wir haben uns in der Interims-AG deshalb darüber Gedanken gemacht, wie wir weiterhin mit Ihnen und Euch in Kontakt bleiben können. Unser „Sonntags um 10” ist ja mittlerweile zu einer festen Größe der Kommunikation geworden. Zu den „Zeichen der Zuversicht” lassen wir uns etwas einfallen und generell bleiben wir offen für neue Formate.
Wir wünschen Ihnen und Euch einen gesegneten Sonntag, bleiben Sie behütet!
Herzliche Grüße
Dr. Silke Weißker-Vorgias und Vera Sficas
Mit diesem Schreiben grüßt Sie unser Gastpfarrer Herr Martin Bergau:
Es ist Samstag. Der erste Tag im Lockdown. Gestern noch bin ich abends durch die Gassen gewandert, ein letztes Mal mich vom bunten Treiben umwehen lassen. Heute ist es still. Kaum ein Auto, ab und zu ein Fußgänger, Gassigehen mit Hund.
Auch meine Nachbarin auf dem Balkon nebenan hat sich noch nicht gezeigt, das wechselseitige „Kalimera“ und „Grüß Gott“ gehört einmal am Tage dazu. Doch die Jalousien sind zur Seite gezogen, irgendwann werden wir uns wieder begrüßen.
Es ist ja nicht der erste Lockdown. Wir haben Erfahrung gemacht. Und wissen, wie sich der Blick viel stärker nach innen richtet. Dass es wohlüberlegt sein will, die Schritte nach außen zu tun. Und dass man seine Papiere dabei haben muss, die Begründung, weshalb nun dieser Weg gegangen sein will. Darüber müssen wir sonst nie Rechenschaft ablegen. Jetzt schon.
Wir werden am Sonntag keinen Gottesdienst feiern. Das schmerzt. Und auch keinen Kirchenkaffee im Garten, mit Abstand und Maske, aber persönlich, alle Wochen seit meinem Kommen aus Deutschland war das so.
Manchmal war ich erst zur Mittagszeit wieder im Pfarrhaus, die Fülle der Gespräche, der Themen, die wie in einem Fluss sich ergaben – ich habe sie sehr geschätzt und konnte rasch Kontakt gewinnen. Und ich hatte den Eindruck: das ging allen so.
Für die nächsten Wochen wird es anders sein. Wir werden das Ende des Kirchenjahres nicht im Gottesdienst gemeinsam feiern, sondern werden angewiesen sein auf Zoom oder Skype – immerhin. Doch welch bedeutende Phase ist gerade jetzt dran im Kirchenjahr: Das Losgeben eines ganzen Kirchenjahres in die Hände Gottes, der Buß – und Bettag, ein viel zu sehr in den Hintergrund gedrängter Feiertag, das Innewerden unserer Begrenztheit mit dem Ewigkeitssonntag und dann dieser Übergang in die Erwartung, spannungsreich und voller Geheimnisse – all das fällt in diese wenigen Wochen.
Nun werden wir auf den Ort des gemeinsamen Lobens, Bitten und Dankens für eine Weile verzichten müssen. Doch wir bleiben als Gemeinde, in den weitläufigen Ortsteilen Athens, verbunden, im Denken aneinander, in der Fürbitte, auch im stillen Gebet.
Und zum Telefonhörer lässt sich immer greifen, der Gruß, per Hand oder Mail, kann geschrieben werden und mit geringem technischen Aufwand tauchen auch die Gesichter der Menschen, die zu uns gehören, auf.
Das wird wieder wichtiger. Wertvoll ist es allemal. Der Lockdown hat die verführerische Energie zum Rückzug. Ihr zu widerstehen braucht Kraft. Wir können darum bitten. Und das gerade in dieser Zeit des Kirchenjahres, in der wir unseren Grenzen nachspüren und der großen Erwartung inne werden, dass Gott in Christus zu uns kommt.
Im Lehrtext für den Sonntag heißt es im Brief des Paulus an Timotheus: „So sein nun stark, mein Kind, durch die Gnade in Christus Jesus“. In dieser Kraft können wir wachsen.