Die Losung für Mittwoch, 01.09.2021:
Ich bete, Herr, zu dir zur Zeit der Gnade; Gott nach deiner großen Güte erhöre mich mit deiner treuen Hilfe.
Psalm 69,14
Gedanken in der Mitte der Woche zum Beten
Neulich habe ich mich an einer Umfrage beteiligt. Es ging um religiöse Einstellungen. Manche Fragen waren schwer, andere sehr leicht zu beantworten. Über eine denke ich weiterhin nach: Es ging um das Gebet, und die Frage lautete, wie oft man bete. So ließ sich Unterschiedliches ankreuzen, etwa 1x die Woche oder gar nicht oder jeden Tag.
Es gibt so unterschiedliche Weisen für das Gebet. Natürlich fällt mir zuerst die bewusste, die gesammelte Hinwendung zu Gott ein, in meinem Dank, in meiner Bitte. Dazu auch das Sprechen der vertrauten Worte, mit denen sich viele Generationen an Gott gewandt haben und in denen ich auch meine eigenen Anliegen wahrnehmen und ausdrücken kann.
Doch da sind auch die kostbaren Momente im Alltag, etwa wie heute früh, als ich nach turbulentem Traum in den Tag hineinfand, nach draußen trat und tief und kräftig durchatmete, die frische Luft einsog und genoß – danke, Gott, für diesen Morgen und den Moment der wachen Stille.
Es ist das Gebet mit einer Haltung verbunden, ohne die es den Platz im Leben kaum zu finden vermag.
Mein Vater war für mich ein Lehrmeister. Allerdings war mir das seinerzeit gar nicht klar, sondern traf auf manches jugendliche Aufbegehren. Er ließ sich nicht beirren. Wenn auf einer längeren Fahrt mit dem Auto, die Sachen endlich verstaut, verbunden mit der üblichen Aufbruchsunruhe und uns sehr vitalen Kindern die ersten Kilometer gefahren waren, hielt er wieder an. Meistens an einem etwas abgelegenen Platz oder der Brücke vor der Autobahn.
Und dann las er mit einer großen Ruhe Luthers Morgensegen und die Losung zum Tage, sprach ein kurzes Gebet und sauste dann im VW-Käfer mit uns fröhlich und durchaus entspannt weiter.
An Gottes Segen ist alles gelegen. Und ohne das Innewerden, ohne die Bitte, von guten Mächten wunderbar geborgen zu sein, sollte es nicht losgehen. Das hat sich mir fest eingeprägt.
Es gibt viele Weisen für das Gebet. Gott lässt sich in der Stille, im Flüstern, im Gesang, im Sprechen wie im Schweigen anrufen.
An der Umfrage an dieser Stelle bin ich letztlich gescheitert. Eine sinnvolle Zahl hat sich für mich nicht ergeben. Das fand ich auch ganz in Ordnung so. Wie ist es bei Ihnen, in der Mitte der Woche?
Martin Bergau