Liebenswert und nicht lästig
„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!“ Dieses Wort des Apostels Paulus aus dem 1. Brief an die Korinther (16,14) ist die ökumenische Jahreslosung für das Jahr 2024.
Ein guter Vorsatz für das neue Jahr? Vielleicht gar nicht so schlecht, weil sich das nicht so einfach abfragen lässt wie viele andere Vorsätze, die zur Herausforderung werden können. Wie oft ist man enttäuscht, wenn man feststellt: Wieder nicht geschafft! Viele verzichten darum auf gute Vorsätze.
Aber eine Sichtweise, die uns aufschließt für andere, tut gut: Man wird aufgeschlossen für das, was kommt, und für die, die einem entgegenkommen. Die Jahreslosung beschreibt eine Haltung, wie wir uns und andere Menschen sehen und wie wir ihnen begegnen sollen.
Einem Menschen mit Liebe begegnen – was heißt das? Ich habe es für mich einmal so beschrieben: Lieben ist: sich beschenken lassen. Wer liebt, sieht den anderen als Geschenk und nicht als Last. Vielleicht finden wir nicht jedes Geschenk auf den ersten Blick hin toll; man muss sich damit befassen und sich anfreunden. Aber dann wird man das Liebenswerte, das mit dem Geschenk zum Ausdruck kommen soll, entdecken.
Ich glaube, jeder Mensch ist liebenswert, weil Gott jedem seine Liebe schenkt. „Du bist der geliebte Mensch“, so der Titel eines immer noch sehr lesenswerten Buches des geistlichen Schriftstellers Henri Nouwen. Als ich dieses Buch vor Jahrzehnten las, hat es mich tief berührt und fortan geprägt.
So versuche ich, in jedem Menschen das geliebte Gotteskind zu sehen, in jedem, auch in den schwierigen Zeitgenossen, und auch in mir. Das ist oft am schwersten. Aber auch ich bin liebenswert in den Augen Gottes und nicht lästig, weder mir noch Gott. Das gibt mir Kraft, anderen mit Liebe zu begegnen.
Pastor Peter Oßenkop