„…er behüte deine Seele.“
Hüte mochte ich lange nicht. Heute würde ich sagen: Die fand ich uncool. Und dann diese altmodischen mit breiter Krempe! Da habe ich mir lange lieber den Wind um die Haare wehen lassen. Das ist längst vorbei. Auch wenn ich nach wie vor keine Mützen mit breiter Krempe trage, eine geeignete Mütze ist aber in aller Regel dabei. Und in kalten Tagen sowieso. Etliche Prozent der Körperwärme werden durch einen passenden Hut oder Mütze geschützt, wenn die Kopfbedeckung aufliegt. Den Unterschied spüre ich an kühlen Tagen sofort.
Und in warmen, heißen, sonnigen Zeiten geht ohne Kopfbedeckung sowieso gar nichts, vielleicht nur mal schnell zwischendurch, aber bei längeren Wegen ist sie notwendig. Wer darauf nicht achtet, wird es hernach bereuen.
Es ist schon passend, dass der „Hut“ mit dem Wort „hüten“ verbunden ist. Und die Sprachwurzel dafür ist sehr alt und drückt aus, etwas Umsorgtes „schützend zu behüten“. Es ist der Kopf des Menschen, der durch diese Bedeckung geschützt wird, das Gehirn, die Durchblutung, die Leitzentralen des Körperlichen.
Die Tageslosung für die Mitte der Woche stammt aus den „Wallfahrtsliedern“ der Psalmen, also alte Liedtexte für besondere, mitunter auch beschwerliche Wege. Der Psalm 121 ist dafür ein sehr bekanntes Beispiel. Aus ihm ist die Tageslosung entnommen:
„Der Herr behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele.“ (Vers 7). Die Losung nehme ich mit in diesen Tag, diese Bitte und diese Zusage, dass mein Leben behütet sein möge, in allem: auf meinen Wegen, meinen Vorhaben, bei Essen und Trinken, meinen Begegnungen mit Menschen – direkt, am Telefon, per Mail und ebenso in meinen Gedanken, meinem Denken und Wünschen. Das alles und mehr umfasst die „Seele“, sie ist ganzheitlich gesehen, Leib und Seele zusammen.
Das aufzumerken ist tieferer Sinn der Losung. Wer nochmals neugierig geworden ist, wird den Psalm in jeder Bibel finden oder auch ganz rasch im Internet. Einfach eingeben und zack! leuchtet er in den Worten Martin Luthers auf.
Für heute und den Tag mit seinen Herausforderungen – und nicht nur diesen: „Der Herr behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele.“
Pfarrer i.R. Martin Bergau