Was wäre, wenn in Deutschland niemand mehr in die Kirche geht und Weihnachten und Ostern und auch die anderen kirchlichen Feiertage als gesetzliche Feiertage abgeschafft werden?
Was wäre, wenn der Sonntag ein Tag wie jeder andere wäre?
Dieses Gedankenexperiment spielt der Tagesschau-Zukunfts-Podcast mal angenommen (1) angesichts der sinkenden Kirchenmitgliedszahlen durch. Denn was passiert, wenn die Institution Kirche weiter an Relevanz verliert? Wäre das Abschaffen der kirchlichen Feiertage eine mögliche Konsequenz? Und was würde das dann (auch) für die Gesellschaft und das Miteinander bedeuten?
Am vergangenen Samstag haben wir uns beim ersten Gemeindeabend, in neuer Konstellation, mit Pfarrer Martin Bergau und der Freiwilligen Celina Mateusek, vielen Gemeindemitgliedern und auch mit ein paar der neuen Freiwilligen genau mit diesem Thema auseinandergesetzt. Ein Thema, das sich auf so unterschiedliche Weisen betrachten lässt. Und welches tolle Ideen, Hoffnungen und Wünsche entstehen lässt, bei welchem aber auch immer etwas Unzufriedenheit mitschwingt (bei mir zumindest). Denn Lösungen sind nicht leicht zu finden und Antworten, wie es sich in den kommenden Jahren entwickeln wird, lassen sich schwer benennen. Und dennoch, denke ich, ist es wichtig und wertvoll, miteinander ins Gespräch zu kommen.
Mit großer Offenheit und mit kritischem Blick haben wir dies am Samstag getan. Und uns auch gefragt, was die einzelnen kirchlichen Elemente bedeuten. Und so ging es auch um den Sonntag und den regelmäßig stattfindenden Gottesdienst am Sonntagmorgen. Für viele war klar, auch wenn sie selbst nicht jeden Sonntag kommen, so ist es dennoch wichtig, dass es das Angebot des Gottesdienstes am Sonntag gibt. Denn auch so bleibt der Sonntag etwas Besonderes und unterscheidet sich eben von den anderen Wochentagen. Am Sonntag ist Zeit für anderes, ist Zeit für Ruhe. In der so wichtigen Bedeutung der Ruhe liegt der Ursprung des Sonntags. Und ich glaube, in einer Welt, in der alles immer schneller geht, braucht es diese Ruhe immer mehr.
Ruhe, die vielleicht im Gottesdienst, aber auch bei Spaziergängen in der Natur gefunden wird. Ruhe zum Lesen oder eben, um einfach nichts zu tun.
Was wäre also, wenn es kirchliche Feiertage und den Sonntag so als freien Tag nicht mehr geben würde? Sind das die Konsequenzen des Kirchenmitgliederrückgangs? Für mich ist das momentan keine so richtig vorstellbare Konsequenz, dass es den Sonntag und die hohen kirchlichen Feiertage nicht mehr als gesetzliche Feiertage gibt. Einen jedoch ganz spannenden Gedanken und vielleicht auch den Veränderungen der Zeit entsprechenden Vorschlag macht der Podcast mal angenommen am Ende: Was, wenn ein paar der christlichen Feiertage abgegeben werden und anstelle ein bedeutendes jüdisches oder islamisches Fest gefeiert wird?
Katharina Bährle, Pfarrerin im Auslandsvikariat