Mut braucht Mut
Das ist ein Satz von Friedrich Schorlemmer. Knapp und klar. Und immer zum Diskurs bereit. Er ist am 09. September 2024 gestorben und fehlt. Friedrich Schorlemmer war Pfarrer, Studienleiter, Akademiedirektor, Vieles mehr – er war vor allem eine wichtige Stimme auf dem Weg zur friedlichen Revolution in der DDR. Im Westen ist er insbesondere durch eine Aktion auf dem Schlosshof in Wittenberg bekannt geworden. Dort war er in der Schlosskirche ein gefragter Prediger. 1983, auf dem Kirchentag, seinerzeit in der ganzen Republik gefeiert, ließ er auf dem Schlosshof ein Schwert umschmieden, zu einer Pflugschar. „Schwerter zu Pflugscharen“, im Anschluss an ein Wort aus dem Alten Testament (Micha 5), so war das symbolträchtige Geschehen seinerzeit sinnfällig und löste großen Widerhall aus, sowohl in der westdeutschen Öffentlichkeit als aber auch beim Staatsapparat der DDR, der sich alsbald einschaltete.
Die Veröffentlichungen Schorlemmers lesen sich nicht wie theologische Abhandlungen, sondern sie sind alltagsnah, tröstend manchmal, meistens aufrüttelnd.
Die ökumenische Bewegung für „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“ hatte Fahrt bereits aufgenommen und wurde kennzeichnend auch auf dem Kirchentag in Hannover, der im gleichen Jahr stattfand.
Schorlemmer wurde einer der Brückenbauer, Mitbegründer des „Runden Tisches“, als es um die Verständigung nach dem Fall der Mauer, um Rechtsgrundlagen und Kommunikationswege ging. Seine Unerschrockenheit im Sinne des Wortes „Mut braucht Mut“ fehlt uns heute mehr denn je. Doch nun müssen eben andere in seinem Sinne weiterarbeiten.
Die Rolle der Kirche ist ein Teilthema bei dem Gemeindeabend am 09. November 2024 um 19.00 in der Athener Christuskirche, diesem in vielerlei Hinsicht so geschichtsträchtigen Datum des 09.11.
„Wie vereinigt ist Deutschland 35 Jahre nach dem Mauerfall?“ Zentraler Redner ist Prof. Dr. Hans Vorländer, Vorsitzender des Sachverständigenrats der Bundesregierung für Integration und Migration sowie Direktor des Zentrums für Verfassungs- und Demokratieforschung an der Technischen Universität Dresden. Zudem wird auch der Botschafter in Athen, Andreas Kindl, sprechen. Und nach der Rolle der Kirche wird an dem Abend gefragt.
Das verspricht ein spannender und anregender Gemeindeabend zu werden. Und von ihm mögen Impulse ausgehen für das Ringen um ein demokratisches Miteinander, um ein Wachsen im europäischen Geist. Auch dafür trägt eine Gemeinde Mitverantwortung.
Friedrich Schorlemmer hätte sich von den sich verdunkelnden Horizonten weltweit nicht schrecken lassen. Von ihm gibt es dazu gute Worte, eines lautet so:
„Jeder Tag hat seine eigene Last. Am Morgen kann sie gut geschultert und am Abend getrost abgelegt werden.“ So ist es.
Pfarrer Martin Bergau