Tragt in die Welt nun ein Licht.
Tragt in die Welt nun ein Licht,
sagt ihnen: Fürchtet euch nicht!
Gott hat uns lieb, Groß und Klein,
seht auf des Lichtes Schein.
Obwohl es ein Adventslied ist und viel im Advent gesungen wird, passt es, sowie ich finde, auch ganz gut zum St. Martins Tag. St. Martin haben wir in der Gemeinde anstatt am 11. November bereits am 2. November gefeiert – angepasst an das, was eben so in Athen passiert und Einfluss auf das Leben in der Stadt hat, wie zum Beispiel der Athener Marathon am 9. und 10. November. Eine große Gruppe von Kindern und auch Erwachsenen machte sich also am vergangenen Samstagnachmittag ans Laternenbasteln. Und schnell verwandelte sich der Gemeindesaal in eine riesige, bunte Bastellandschaft, und die Tische waren bald unter dem Bastelmaterial kaum mehr sichtbar. Bunte, glitzernde, mit Menschen oder Tieren bemalte, ganz unterschiedliche und auf ihre Weise unverwechselbare Laternen entstanden. Und warum eigentlich das Laternenbasteln? Auch das Erzählen der Geschichte des Heiligen Martin stand am Samstagnachmittag auf dem Programmpunkt. Ehrlich gesagt, hatte ich die Legende von Martin und später dann St. Martin schon länger nicht mehr erzählt oder mich damit beschäftigt. Und so war es schön, mal wieder über so eine erwärmende Geschichte zu sprechen, obwohl in der Erzählung auch die Armut in der Welt zum Vorschein kommt, aber sie bleibt hier eben nicht unbeachtet. Es schaut jemand ganz genau hin, geht nicht einfach vorbei. Martin teilt das, was er hat, einen Mantel, damit es dem anderen, einem Bettler, zumindest ein kleines bisschen besser geht. Damit es der Welt ein klein bisschen besser geht. Und so heißt es auch in dem Adventslied: Tragt in die Welt nun ein Licht, sagt ihnen: Fürchtet Euch nicht. Gott hat uns lieb, Groß und Klein, seht auf des Lichtes Schein.
Tragt es zu den Alten, den Armen, zu den Kindern. Licht zu Menschen bringen? Vielleicht in dem man seinen warmen Mantel, einen selbstgebackenen Kuchen, einen Moment in der Sonne oder den Anblick schöner Laternen inmitten der Dunkelheit teilt:
Tragt in die Welt nun ein Licht. Als die Geschichte von St. Martin erzählt und alle Laternen fertig gebastelt und mit Lichtern versehen waren, machte sich die Gruppe auf, um ihr Licht in die Welt zu tragen. In der Dunkelheit stiegen wir also auf den Lykabettos hoch. Bestimmt 15 Laternen erleuchteten die teils steilen Wege hinauf auf die Spitze des Berges. Manche schneller, manche langsamer und für den einen oder anderen war der Weg bis ganz nach oben zu weit. Aber viele kamen oben an. Und für mich ein sehr eindrückliches Bild: Der sowieso schon, auch bei Dunkelheit, wunderschöne Blick auf die Stadt Athen, die erleuchtete Akropolis, das dunkle Meer am Ende des Horizonts, die unendlich vielen kleinen Lichter und dazu noch die buntgeschmückten Laternen. Für mich ein Moment zum Teilen! Und immer wieder kamen Touristen auf uns zu, die dort oben die besondere Abendstimmung genossen und fragten uns, wo man denn die tollen Laternen kaufen könnte! 😊
Tragt in die Welt nun ein Licht,
sagt ihnen: Fürchtet euch nicht!
Gott hat uns lieb, Groß und Klein,
seht auf des Lichtes Schein.
(Evangelisches Gesangbuch 588, Text: Wolfgang Longardt 1972 / Melodie: Martin Bartsch 1973)
Katharina Bährle, Pfarrerin im Auslandsvikariat