Wie soll ich dich empfangen?
In dem Lesezeichen der letzten Woche hat sich Pfarrerin Katharina Bährle wunderbare Gedanken über das vertraute Adventslied „Macht hoch, die Tür, die Tor macht weit …!“ gemacht. Sie lud dazu ein, den „Advents-Blick“ auch nach innen zu richten: „Was brauche ich in dieser Adventszeit? Worauf möchte ich meinen Blick richten?“ Diesen Gedanken möchte ich mit einem anderen vertrauten Adventslied aufnehmen, das sicher auch in diesem Jahr schon in der Christuskirche gesungen wurde:
„Wie soll ich dich empfangen und wie begeg’n ich dir,
o aller Welt Verlangen, o meiner Seelen Zier?
O Jesu, Jesu, setze mit selbst die Fackel bei,
damit, was dich ergötze, mir kund und wissend sei.“
Es schwingt viel Sehnsucht mit in diesem Lied. Von dem Verlangen aller Welt ist die Rede und von der Seelen Zier. Sein Dichter Paul Gerhard geht, wie selbstverständlich, davon aus, dass Gott die Antwort ist. Nun mag man fragen, ob „alle Welt“ in dieser säkularen Zeit dieses Verlangen in sich spürt. Aber dann werde ich an beeindruckende Gottesdienste und Konzerte in unserer Christuskirche erinnert und an orthodoxe Osterfeiern mit hunderten von Menschen in den Kirchen und bei den Prozessionen. Sie spiegeln wider, dass Menschen spüren, wie das Verlangen der Welt und die Zier unserer Seelen etwas mit Gott zu tun haben.
„Was brauche ich in dieser Adventszeit?“ Was hat mein Verlangen mit Gott zu tun und ist er „meiner Seelen Zier“? Manche schweren Lebenserfahrungen stehen uns vielleicht im Weg. Paul Gerhard waren sie nicht fremd. Das Lied wurde 5 Jahre nach dem Ende des 30-jährigen Krieges gedichtet. Deshalb bleibt er nicht bei seinen eigenen Möglichkeiten stehen, sondern wendet sich an Jesus, dessen Geburt wir in 13 Tagen feiern. Er soll mich erleuchten, er muss mir zeigen, was ihm Freude macht.
Viele Hilfen werden uns dabei in diesen Tagen angeboten. Die schönen und vertrauten Lieder, die von der Liebe Gottes singen. Gottesdienste, die uns immer näher an Weihnachten heranführen. Feiern mit vertrauten Menschen. Gebete, die unsere Freuden und unsere Sorgen zum Ausdruck bringen. Unendlich viele Lichter, die die Straßen Athens erleuchten.
Große Ansprüche stellt Gott nicht an uns. Und wir müssen nicht alle Antworten auf die Frage nach der Erfüllung unserer Sehnsüchte finden. Es reicht die Frage: „Wie soll ich dich empfangen?“ Wichtig ist dann nur, dass wir auf die Antwort von Gott achten. Was wird er mir in dieser Adventszeit sagen?
Vielleicht erinnert er sie dabei an eine Erfahrung wie sie Catrina E. Schneider formuliert hat. Ich fand sie in dem Kalender „Der andere Advent“:
„Auch wenn nachts die Welt auf dem Kopf steht,
fallen wir nicht aus dem Bett und die Ziegel nicht vom Dach.
Nicht nur die Erde trägt, auch der Himmel hält uns.“
Pastor Kurt Riecke