Nachklang
Nur eine kleine Pause. Bratwurst, mit Kartoffelsalat. Es hatte geregnet, der Schulhof der Deutschen Schule in Athen war nass. Doch ich saß, mit etlichen anderen, unter einer breiten Pergola und schaute dem Treiben zu. Der Weihnachtsbasar ist ein Großereignis der Ökumene in den deutschen Gemeinden Athens. Traditionell, so auch in diesem Jahr, findet er am ersten Adventswochenende statt.
Neben mir Gelächter und viel Erzählen. „Wir wohnen so weit auseinander, telefonieren meistens, aber beim Basar, da sehen wir uns immer, schon seit 28 Jahren.“ Gespräche wie solche sind keine Seltenheit auf dem Basar. Man trifft sich, alle Jahre. Man sieht sich wohl auch dabei zu, wie die Jahre ins Land gehen. Und trifft immer wieder auf Menschen, die man zuvor noch nicht gesehen hat.
Vor mir eine griechische Familie. Sie waren erfolgreich, auf dem Second-Hand-Markt. Offenbar hat sich das sehr gelohnt, die Taschen sind prall gefüllt. Nach und nach werden, beim Kaffee, die Schätze hervorgeholt und gezeigt. Die Stoffe werden sorgsam geprüft, es ist der zweite, kritische Blick auf die erworbene Ware. Die Kinder bekommen Süßigkeiten und sind abgelenkt.
Jemand hat sich ein schönes Stück Torte vom Tisch mit nach draußen genommen und verspachtelt es mit einem Kaffee, offensichtlich sehr zufrieden, am Tisch nebenan.
Eine quirlige, belebte, eine schöne Atmosphäre.
Ich bin den ganzen Tag unterwegs, zu den Ständen und spreche mit den Menschen, die dahinter stehen und ihre Schätze auf den Tischen verteilt haben. Was bewegt sie, sich das Jahr hinweg darauf vorzubereiten und was macht ihnen daran Freude?
„Ich bin so gern unter Menschen.“ – „Ich mag es, etwas von meinen Fähigkeiten weiterzugeben.“ – „Die Gemeinschaft ist einfach toll.“ – „Ich unterstütze es, wenn Dinge wiederverwendet werden können.“ – „Etwas für einen guten Zweck zu tun, gibt mir Sinn.“
Das ist nur eine kleine Auswahl, durchaus repräsentativ. Der Basar ist ein Ort, wo Freude verteilt wird, bei denen, die mitmachen und bei denen, die den Basar durchstöbern und hier oder dort etwas finden, was sie brauchen können oder weiterverschenken wollen.
Und das Stimmengewirr, das die ganze Schule erfüllte, ist sowieso ein Zeichen für etwas, das mit Geld nicht zu bezahlen ist: Dass Menschen Zeit finden, miteinander zu reden und sich zu treffen.
Basar ist vom Ursprung her der „Ort der Preise“. Ja, natürlich, es geht beim Basar auch darum: für einen guten Zweck soll etwas erwirtschaftet werden, etwa für ein finanzielles Polster, um Menschen in Not unbürokratisch helfen zu können. Und das passiert, abgerechnet wird auch hier am Schluss. Und gelohnt hat es sich bisher immer, auch wenn diesmal das Wetter nicht gut mitgespielt hat.
Entscheidend aber bleibt für mich diese Wahrnehmung: Der Basar als ein Ort, wo Freude verteilt wird, die einfach da ist. Wo man sich trifft, und wenn es nur dieses eine Mal im Jahr ist. Wo man jederzeit etwas findet, was man brauchen kann. Und die Torten locken.
Gäbe es den Ökumenischen Weihnachtsbasar nicht, man müsste ihn glatt erfinden – um der Menschen und der Gemeinschaft willen.
Martin Bergau