Gebet für die Einheit der Christen
Die erste Verabredung trafen wir auf dem Basar in der Deutschen Schule. Da waren wir mit Pfarrer Raffi von der katholischen Gemeinde St. Michael Tisch an Tisch und präsentierten unsere Programme für die Gemeinden. Da war Zeit, über den Gottesdienst zur Einheit der Christen nachzudenken. „Beten können wir gemeinsam, auch wenn wir verschieden sind“, sagte Pfarrer Raffi. Zudem hat das Gebet für die Einheit der Christen in Athen und weltweit eine gute Tradition. Ihr sehen wir uns verbunden, mit den Texten, die von den Geschwistern der Gemeinschaft von Bose in Norditalien aufbereitet wurden.
Und so werden sich Vertretungen unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften am Freitag, 24. Januar, um 18.00 Uhr in der Christuskirche zu einem gemeinsamen Gebet versammeln, neben unserer Gemeinde zwölf an der Zahl. Das ist großartig, und die Gemeinden sind dazu eingeladen.
In diesem Jahr ist das gemeinsame Gebet mit einem besonderen Anlass verbunden. Vor 1700 Jahren fand das erste ökumenische Konzil statt, in Nizäa, in der Nähe von Konstantinopel. Auf dem Konzil wurde nach langem Ringen ein gemeinsames Glaubensbekenntnis formuliert.
Noch lag für die junge Kirche die Zeit der Verfolgungen und das Leben im Verborgenen nicht lang zurück. Sie musste rasch erkennen, wie schwierig es war, auf dem Hintergrund großer kultureller und politischer Kontexte jener Zeit denselben Glauben zu teilen. Es war nötig, Worte für ein gemeinsames Bekenntnis zu finden, im Respekt gegenüber den Schwesterkirchen und der großen Unterschiede in der religiösen Praxis.
Allein die Frage nach einem gemeinsamen Datum für das Osterfest oder die Bestimmung des Wesens von Christus im Verhältnis zum Vater forderten die Leitenden heraus. Mancher Tag wird in kontroverser Debatte vergangen sein. Doch sie haben Bleibendes geschaffen, das in das lebendige glaubenskulturelle Erbe übergegangen ist.
Der schließlich anerkannte Text des Bekenntnisses beginnt mit den Worten: „Wir glauben…“ Damit wird von vornherein die gemeinsame Zugehörigkeit betont.
In dem Gottesdienst werden wir das lebendige Erbe bedenken, indem wir der Frage nachgehen, was es uns heute geben kann. Wir beziehen uns auf die Frage, die Jesus im Gespräch mit Martha stellt, mit seinem Wort: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.“ (Johannes 11,26). Und dann seine Frage: „Glaubst du das?“
Es ist auch die Frage an uns Heutige, und unter dieser Frage werden wir das gemeinsame Gebet gestalten und uns schließlich den Worten anvertrauen, die damals die Christen für den Glauben gefunden haben, in einem Geist der Gemeinschaft, der auch heute wirkt und trägt. Wir sprechen gemeinsam das Glaubensbekenntnis von Nizäa.
Im Anschluss an den Gottesdienst steht die Tür des Gemeindehauses offen für Austausch, Begegnung und Gespräch.
Pfarrer Martin Bergau