„Irgendwann muss der Hass ein Ende haben.“
Dieser Satz ist einer der letzen in dem Film „The Railway Man“, den ich kürzlich in und zwischen der derzeitigen Nachrichtenflut über die Katastrophen der Welt sah, und er hat mich „angesprungen“.
Der Film erzählt die wahre Geschichte von dem britischen Offizier Eric Lomax, der im 2. Weltkrieg in Japan in Gefangenschaft geriet und in einem Arbeitslager für den Eisenbahnbau furchtbar behandelt und gefoltert wurde.
Die Folter hat ihn zutiefst verstört, die Traumata holen ihn immer wieder ein, und er kann selbst mit seiner Frau Patti, seiner großen Liebe, nicht darüber reden.
Als er erfährt, dass sein Peiniger, Nagase, der Mann, der für einen Großteil seiner Behandlung zuständig war, noch lebt, macht er sich auf den Weg, um ihn zu konfrontieren. Lomax findet Nagase an einem buddhistischen Tempel an der damaligen Eisenbahnbrücke, den dieser finanziert hat, um für seine Taten im Krieg zu büßen.
Lomax will sich anscheinend rächen.
Es gibt im Film dann einige Szenen, wo er sich brutal rächen könnte – Nagase wehrt sich nicht – er ergibt sich: „Tu, was du machen musst“.
Lomax schlägt mit einem Holzbalken zu – aber nicht Nagase, sondern daneben. Er kann es nicht. Er erkennt, dass das nicht sein Weg sein kann.
Die beiden werden am Ende Freunde – wirklich. Bis an ihr Lebensende.
Beide haben je ein Buch über ihre Erfahrungen im Krieg geschrieben.
Es könnte ein Kitschfilm sein, aber es ist wirklich so gewesen.
„Irgendwann muss der Hass ein Ende haben.“
Das sind so wahre Worte – und so schwer.
Mir fällt natürlich Jesu Feindesliebegebot ein. Und sein berühmter Satz aus der Bergpredigt: Wenn dich einer auf die eine Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere hin.
Im Religionsunterricht in der Schule haben sich die Jugendlichen immer darüber empört:„Das geht doch nicht, wenn man ungerecht behandelt wird. Man muss sich wehren. Man kann sich nicht alles gefallen lassen“.
Wir haben dann versucht, es so zu erklären: die andere Wange hinhalten heißt, die Gewaltspirale stoppen.
Den Hass stoppen.
Das ist schwer, der Hass ist ein starkes Gefühl.
Wir kennen das sicher alle, auch wenn wir es vielleicht nicht so hart ausdrücken würden, weil „man das nicht tut“, – zumindest würden wir es unserem direkten Gegenüber persönlich so nicht sagen. Aber das Gefühl ist da. Und es ergießt sich neuerdings dann in den sozialen Medien, wo alles anonym ist.
Die grausame Folter, die Lomax erfahren hat, kann man nicht wegwischen. Sie ist nicht zu verzeihen.
Und dennoch konnte Lomax seinen Hass überwinden.
„Irgendwann muss der Hass ein Ende haben“.
Bewundernswert!
Pfarrerin Iris Kaufmann