Übergänge
Gemeindeabend. Eine große Runde versammelte sich um den Tisch. Es war der Abschluss zum Thema der „Übergänge im Leben“, das in verschiedenen Veranstaltungen bedacht worden ist. Das Schöne an diesem Thema ist, dass jede und jeder darin der eigene Fachmensch ist und etwas mitzuteilen weiß. Übergänge erleben wir alle in unserem Leben, ob sie nun vom Heranwachsen allein nötig sind, um die neuen Lebensabschnitte anzupacken oder durch freiwillige, auch unfreiwillige Lebensentscheidungen, die wir einmal getroffen haben. Mit ihren Folgen leben wir und gestalten sie.
Wir haben uns in Gruppen ausgetauscht, was der „Übergang“ in ein neues Land bedeutet hat und auch gegenwärtig bedeutet. Das war ein einziges Stimmengewirr im Raum, Geschichten und Erfahrungen fügten sich aneinander. Was so einschneidend war, bleibt im Herzen als wache Erinnerung.
Doch eher nachdenkliche Stimmung trat ein, als es darum ging, diese Phase, wenn man in einem inneren Prozess des Übergangs steckt, zu beschreiben, zu erfassen. Da war dann nicht nur von einem selbstbewussten Weitergehen die Rede, sondern auch von dem Zögern, von Angst, Neues zu wagen. Soll ich den nächsten Schritt tun, oder doch bei dem bleiben, was den Alltag sichert? Da stellen sich Zweifel ein, und Entscheidungen werden weiter nach hinten geschoben und wirken dadurch noch schwerer, gewichtiger, können richtig quälen.
Doch darin weiterkommen, Klarheit gewinnen – das ist das Tor zur Erkenntnis und Lösung.
Übergänge sind also nicht nur „schön“. Sie fordern, Leib und Seele, alles, was uns ausmacht. Es ist gut, sich auf diese Prozesse, die auf jede und jeden immer einmal wieder zukommen, einzustellen, also die Wahrnehmung schärfen, um dann darin sich unterstützen lassen zu können. Das Gespräch, der Austausch, all das ist dafür elementar, der Partner, die Partnerin, gute Freunde allemal.
Unsere Kirche bietet Rituale an, um Lebensabschnitte unter den Segen Gottes zu stellen. Vertraut sind die bei Heirat oder am Lebensende, manch andere sind hinzugetreten, Einschulungsgottesdienste etwa, Segenshandlungen an bedeutenden Lebensabschnitten wie vor einer großen Reise oder bei Ausscheiden aus einer langjährigen Berufstätigkeit und etliche mehr.
Die Segenshandlung hilft zur Klarheit in Entscheidungen. Sie ist selbst ein Gebet. In „Übergängen“ löse ich mich aus der Innenschau, indem ich es im Gebet Gott hinhalte, mich aussetze und nicht alles durch mich selbst gelöst haben will.
Pfarrer Martin Bergau