Dicke Luft, so lautet der Themenimpuls für die fünfte Woche der Fastenaktion in der Passionszeit. Mit großen Schritten nähern wir uns Ostern und dem Ende der Passionszeit. Aber solange die Passionszeit noch andauert, ist noch mal Zeit zum tief Luft holen, Zeit für die Impulse der Fastenaktion. Und vielleicht bleibt ja auch etwas bestehen? Vielleicht hat ein neues Ritual Platz gefunden? Vielleicht das bewusste Ein- und Ausatmen an einem besonderen Ort?
In dieser Woche lädt die Fastenaktion ein, darauf zu schauen, wo dicke Luft im eigenen Leben herrscht.
Dicke Luft herrschte auch in Bethanien, als Jesus mit seinen Jünger*innen im Haus des Simon des Aussätzigen in geselliger Runde beisammen saß. Eigentlich war endlich mal wieder Zeit, tief Luft zu holen und kurz innezuhalten. Im Schutz der Mauern des Hauses versammelte sich Jesus mit seinen Jünger*innen um den Tisch. Doch plötzlich findet diese Ruhe ein schnelles Ende. Eine Frau betritt das Haus. Sie ist gekommen, um Jesus zu salben. In ihren Händen hält sie eins der kostbaren Öle, ein Nardenöl. Und mit ihren Händen salbt sie das Haupt von Jesus. Während der Duft des Öls den Raum erfüllt, erfährt Jesus eine ganz besondere Wertschätzung durch die Frau. Alles scheinbar gute Voraussetzungen, dass es ein ganz besonderer Moment hätte werden können. Doch die Reaktionen im Raum sind alles andere als besinnlich. Fassungslos sind die Jünger*innen über die Verschwendung. Was hätte man nicht alles mit dem Geld Gutes tun können? Es herrscht dicke Luft. Die dicke Luft ist gefüllt von gegenseitigem Unverständnis und unterschiedlichen Vorstellungen. Von unterschiedlichen Erwartungen. Für die eine ist es eine durchaus schöne Geste, für die anderen ist sie gekennzeichnet von Sinnlosigkeit.
Und Jesus erkennt die Sinnhaftigkeit und versucht die dicke Luft aufzulösen: 6 Jesus aber sprach: Lasst sie! Was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. 7 Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. 8 Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im Voraus gesalbt zu meinem Begräbnis. 9 Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat. (Mk 14,6-9)
Die Fastenzeit lädt dazu ein, der dicken Luft Raum zu geben. Vielleicht braucht es dazu manchmal jemanden, der sich für uns einsetzt und manchmal müssen wir uns für jemanden anderen einsetzen. Manchmal ist es vielleicht das Aufbringen von Verständnis und das Über den eigenen Schatten springen. Oder vielleicht etwas ganz anderes?
Katharina Bährle, Pfarrerin im Auslandsvikariat