Besuch in Patras
Wir kamen in einer Wohnung zusammen. Sie war verkehrsgünstig gelegen, innenstadtnah. Vom Balkon blickte ich auf der einen Seite über das Meer, und hinter mir lagen die Gebirgszüge. So umgeben liegt die quirlige Hafenstadt Patras. Die Frauenrunde hat mich eingeladen, die sich all die Jahre in einer Wohnung versammelt hat, aber mittlerweile nur noch ausnahmsweise. Normalerweise trifft man sich in einem Café mit einem großzügigen Platzangebot, am Hafen. Doch diesmal wieder in einer Wohnung, und wir nahmen uns viel Zeit. Sie verging wie im Fluge.
Es war eine gesammelte Stille, als ich von unseren Veranstaltungen zu Dietrich Bonhoeffer berichtete und Texte von ihm auf dem biblischen Hintergrund bedachte. Wir haben gesungen: „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ – das kostbare Gedicht Bonhoeffers, seine Worte zum Jahreswechsel 44. Es war bewegend.
Sodann entspann sich ein reges Gespräch, viel Erzählen. Und ich wurde gefragt: Wie geht es euch in Athen? Da kam rasch der eine Gedanke zum anderen, auch wenn ich wahrgenommen habe, wie gut die Runde, durch den Gemeindebrief und wohl auch persönliche Kontakte, informiert war.
Zu einem Termin kommen die Frauen aus Patras eigentlich immer nach Athen: Zum Basar. Er ist die Kommunikationsbörse schlechthin. Da im letzten Jahr das Unwetter den Basar auch für eine Reise dorthin „verhagelte“, konnte ich davon berichten, wie der Basar trotz der Wetterkapriolen verlaufen ist, auch wenn man um die Pfützen auf dem Schulhof herumgehen musste.
Werden sie denn in diesem Jahr wiederkommen? Ja, klar. Und gearbeitet wurde auch schon an den Angeboten, bewährte Arbeit mit Stoffen, immer wieder nachgefragt. „Wir kommen“.
Es wurde langsam dunkel, als ich dann meine Unterlagen wieder einpackte, um mich auf den Weg zu machen. Was nehme ich mit?
Ich habe eine schöne Gastfreundschaft erfahren, vor allem durch die Offenheit und Herzlichkeit im persönlichen Gespräch.
Es sind die Begegnungen an anderen Orten als in der Sina, wie auch die in der Plauderrunde im Café des Münzmuseums in Athen oder im Café Varsos in Kifissia oder eben auch in der Wohnung in Patras, die zur Gemeinde gehören. Sie sorgen für Austausch, für die kleinen Gespräche und die großen Themen, gerade die des persönlichen Lebens. Sie sind wie Fermente der Begegnung neben den Veranstaltungen der Gemeinde und den Gottesdiensten. Sie vermitteln die Kontakte und die Erfahrung, nicht allein zu sein.
Ich fand es richtig schade, dass Patras doch recht weit entfernt liegt. Und zugleich schön, dass Gemeinde sich auch dort vor Ort bildet und trifft und sich mit „Athen“ verbunden weiß. Und dass es einen besonderen Schatz der Gemeinde gibt, neben den festen Orten von Gemeindehaus und Kirche mobile Orte der Begegnung zu haben, sogar über das große Athen hinaus.
Pfarrer Martin Bergau