Wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder …
Jesus überraschte häufig die Menschen seiner Zeit. Gerne benutzte er dabei Geschichten und Vergleiche, die man leicht nachvollziehen konnte.
Einmal fragten ihn seine Freunde, wer der Größte im Himmel sei. Eine Frage, die viele bewegt. Sie hat verschiedene Seiten.
Da ist zum einen die, wer wie zu bestimmen hat. Diese Frage kann im Miteinander und in hoffentlich offenen Gesprächen geklärt werden.
Anders ist es bei der Frage, wer denn nun der Wichtigste ist und wem die Ehre zusteht. Hier geht es um die Wahrnehmung meines „Wertes“. Woraus ziehen wir unseren „Selbst-Wert“? Für Jesus war das klar: Meinen „Wert“ bekomme ich nicht durch das, was ich leiste. Gott hat mich geschaffen und freut sich, dass es mich gibt. Jesus selbst wurde das bei seiner Taufe von einer Stimme aus dem Himmel zugesagt: „Das ist mein geliebter Sohn, an ihm habe ich Freude.“ Und das wurde auch uns in der Taufe zugesagt: „Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter, an dir habe ich Freude!“
Auf die Frage, „Wer ist der Wichtigste im Himmelreich?“ (Matthäus 18,1) antwortet Jesus deshalb, indem er ein Kind in die Mitte ruft: „Ihr müsst euch ändern und wie die Kinder werden. Nur so könnt ihr ins Himmelreich kommen.“
Damit überraschte er seine Zuhörer, denn Kinder galten damals wenig. Sie mussten sich hintenanstellen. Jesus nahm sie anders wahr: Die Kinder mit ihrer Neugier, mit ihrer Freude am Entdecken und Spielen und mit ihrem Vertrauen ins Leben – sie sind die Vorbilder für uns Erwachsene – auch im Glauben.
Wer Kontakt mit Kindern hat, kann das gut nachvollziehen. Ich werde daran zum einen durch die Begegnungen mit den Enkeln erinnert und zum anderen Tag für Tag, weil wir in diesem Jahr einen Kalender bei uns stehen haben, der täglich einen Satz von Kindern zitiert. Wichtige Weisheiten finden sich darin:
Was möchtest du werden? Ich bleibe Jona. (Jona, 4)
Immer ist heute, nie morgen. (Anika, 2)
Du darfst dich nicht vor der Angst fürchten. (Johanna, 8)
Mein Kopf ist voller Musik, ich muss erst mal singen. (Hannes, 5)
Die Zeiten, wo es nicht so gut ist, sind nicht so viele. Die Zeiten, wo es schöner ist, sind mehr. (Pauline, 7)
Wenn du zu viele Sachen hast, nützt es dir nichts. (Tristan,4)
Da ist ganz viel Glitzer drauf, so ist mein Leben! (Marlowe, 3)
Die Bäume haben den Kopf im Himmel. (Sarah, 5)
Wir spüren, Kinder sind kleine Philosophen, die schon viel im Leben entdeckt haben und uns mit ihren Gedanken überraschen können. Also: Betrachten wir mit den Kindern unser Leben, lernen wir mit ihnen das Vertrauen. Auch an uns hat Gott Freude! Und diese Freude lässt den Glitzer unseres Lebens aufleuchten.
Pastor Kurt Riecke
