Liebe Mitglieder und Freunde unserer Athener Gemeinde,
ein Satz aus der Predigt von Pastorin Iris Kaufmann zum Ostersonntag aus Athen klingt besonders nach. Pfr.i.R. Martin Bergau greift ihn mit einem Gedanken zur Wochenmitte auf.
„Ostern“, sagte mir unser Nachbar, „Ostern ist ja nun vorbei, jetzt beginnt wieder der Alltag.“ Sagte der Nachbar auf dem Hausflur. Wir tauschten kurz unsere Ostertage aus, mit den Begegnungen im Abstand und all ihren Einschränkungen. Im Sprachgebrauch ist es so: Mit Ostermontag ist Ostern vorbei. Nicht bei uns in den christlichen Gemeinden. Gut, auch wir sprechen dann oft von der nachösterlichen Zeit. Doch genau genommen ist es die österliche Zeit. So verläuft das Kirchenjahr.
Was bleibt? In diesem Jahr habe ich einige Gottesdienste miterlebt, auch am Radio. Natürlich auch den zum Ostersonntag aus Athen. Ein Bild aus den Worten in der Predigt von Pastorin Kaufmann geht mit seither nach: Die Zuversicht, so ein Abschnitt, die Zuversicht sei ein „scheuer Gast“. Das hat bei mir gesessen. Ja, das stimmt.
Sie ist ein scheuer Gast. Genauso erlebe ich es bei mir. Manchmal ist sie einfach da, in einer Melodie, die mir von den Lippen geht, in einem tollen Gespräch, das mich berührt, ganz besonders in der morgendlichen Stille auf meinem Balkon, wenn ich dem Gesang der Vögel lausche und mich einfach ihrem Klang überlasse.
Es gibt genug, was meine Zuversicht immer wieder eintrübt. Da reichen schon die täglichen Nachrichten. Und in all dem: Die Zuversicht ist ein scheuer Gast. Sie will gesehen werden. Sie stellt sich nicht groß heraus. Sie bevorzugt in diesen Zeiten die leisen Töne. Sie ist scheu. Doch sie ist da. Ich muss mich manchmal auch auf den Weg zu ihr machen. Sie zeigt sich nicht geradewegs, oder jedenfalls nur selten einfach so. Sie braucht gewissermaßen die Pflege der Wahrnehmung.
Die Zuversicht ist ein scheuer Gast. Welch schönes Bild. Ich blättere in der Bibel und suche die Stellen auf, in der die „Zuversicht“ als Wort gewählt ist. Und einen Satz nehme ich mit, in die österliche Zeit, er steht im Psalm 91,4:
„Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott, den Herrn, dass ich verkündige all dein Tun.“
In dem Sinne: Frohe österliche Zeit.