Abschiedlich leben
Der November hat begonnen. Die Tage werden kürzer. Und Gedenktage stehen im Kalender. Volkstrauertag, Buß- und Bettag, Ewigkeitssonntag. Menschen gehen auf die Friedhöfe und zünden Kerzen an. Erinnerungen und Abschiede ziehen in Gedanken vorbei. „Ein jedes Ding hat seine Zeit, und alles was getan wird hat seine Stunde“ (Prediger 3,1). Dieses Wort der biblischen Weisheit erinnert uns daran, dass es uns gut tut, abschiedlich zu leben. Es erinnert uns: Das Schlimme geht vorüber, aber auch das Schöne kann nicht ewig dauern. Der biblischen Botschaft haftet nicht Fatalistisches an, vielmehr ist es ein Wegweiser zum Leben. Nur wer Abschied nehmen kann und Abschiede bewältigt, kann auch von ganzem Herzen neu anfangen.
Abschiedlich leben heißt, zurückblicken auf das, was gewesen ist. Auch wenn es schwere Seelen- und Herzensarbeit bedeutet.
Dinge zu ordnen, kein Chaos hinter sich zu lassen, ins Reine kommen mit sich und den Menschen.
Offen und ehrlich Dinge zu benennen. Sich nichts vormachen.
Es heißt auch weitergehen und das können wir nur, wenn wir das Alte loslassen; nur dann können wir uns auf das Neue frei zu bewegen.
1959 hat Pete Seeger den Text aus dem Predigerbuch Kapitel 3,1ff in einen Song übernommen. 1965 wurde „Turn, turn, turn“ von den Byrds ein Hit. Mit gefällt diese Vertonung, gerade zu dieser Jahreszeit. Vielleicht hören Sie mal rein.
Alles hat seine Zeit Prediger 3,1 ff
Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde:
Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit;
töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit;
weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit;
Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit;
suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit;
zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit;
lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.
Pastorin Frauke Eiben