Pastorin Bittermann aus Thessaloniki erinnert mit dem heutigen Lesezeichen an die berühmteste Frau der Geschichte, Maria, die Mutter Jesu.
Am 8. Dezember ist das Fest der unbefleckten Empfängnis Mariens.
Über keinen anderen Menschen sind so viele Texte und Lieder verfasst worden, kein anderer Mensch ist so oft gemalt worden, ihren Namen tragen Millionen von Menschen. Maria ist die berühmteste Frau in der Geschichte der Menschheit.
In der Ostkirche feierte man das Fest ihrer unbefleckten Empfängnis schon seit dem 7. Jahrhundert (allerdings am 9. Dezember).
Die Westkirche hat die unbefleckte Empfängnis Mariens mehr und mehr zu einem Dogma ausgebaut (am 8.12.1854 von Papst Pius IX.) und in ihren Festkanon aufgenommen. Heute gehört dieses Fest zu den 4 Haupt-Marien-Festen (neben Mariä Verkündigung, Mariä Himmelfahrt und Mariä Geburt).
Für die katholische Tradition war es wichtig festzuschreiben, dass Maria schon von ihrer Mutter ohne Sünde empfangen wurde, damit sie als Mutter Jesu ohne Zweifel von Anfang an dem Kreislauf der Sünde enthoben war.
Die Bibel selbst weiß nicht viel von Maria. Nur ein Dutzend Mal wird sie beim Namen genannt, ihre Eltern, Anna und Joachim, sind alt; Maria kann nicht lesen und schreiben, darf nicht sprechen in der Synagoge. In den Evangelien kommt sie wenig zu Wort. Aber das, was sie sagt, ist umwerfend!
Im Lobgesang der Maria singt sie das Lied von der göttlichen Revolution: „Gott zerstreut die Hochmütigen, Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen.“ (Lukasevangelium 1, 51-53).
Den meisten theologischen Denkern war das zu wild. Sie machten Maria brav und reduzierten sie auf die jungfräuliche Gebärerin. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die aufrüttelnde Botschaft der Maria unter Blumenbergen begraben und mit lieblichen Melodien verdeckt.
Die Maria, die den Lobgesang auf Gott singt, ist nicht die demütige Gottesmutter, auf die sie reduziert wurde. Die Maria, die den Lobgesang singt, ist leidenschaftlich und unerschrocken. Sie stellt die alten Hierarchien in Frage. Maria ist eine Prophetin, sie ist Kritikerin von ungerechten Verhältnissen.
An diese Maria möchte ich heute erinnern, an diese Maria, die vertrauensvoll und zweifelnd, die mutig und ängstlich ihren Weg gegangen ist – mit Gott.