Im heutigen Lesezeichen von Pfarrerin Iris Kaufmann aus Preveza geht es um Vorsätze.
Das Jahr ist noch jung – unsere Vorsätze noch frisch, oder fangen sie schon an zu bröckeln?
Es geht ja so schnell, dass wir merken: Wir haben uns wohl zu viel vorgenommen.
Erich Kästner hat das in heitere Worte gefasst:
Man soll das Jahr nicht mit Programmen
beladen wie ein krankes Pferd.
Wenn man es allzu sehr beschwert,
bricht es zu guter Letzt zusammen.
Je üppiger die Pläne blühen,
um so verzwickter wird die Tat.
Man nimmt sich vor, sich zu bemühen,
und schließlich hat man den Salat!
Es nützt nicht viel, sich rotzuschämen.
Es nützt nichts, und es schadet bloß,
sich tausend Dinge vorzunehmen.
Lasst das Programm! Und bessert euch drauflos!
Uns drauflosbessern – das heißt vielleicht auch, etwas spontaner sein.
Immer alles abwägen, hin – und her bedenken, Zweifel aufkommen lassen, sie wieder verwerfen, bis ich mich endlich entscheiden kann – das kann anstrengend sein.
Und ist das nicht auch ein bisschen unsere Eigenart? In Griechenland machen wir oft andere Erfahrungen: hier wird nicht so sehr gezögert, sondern einfach gemacht – und dann gelingt es … oder eben nicht.
Ich blicke auf die heutige Losung in Psalm 90,16: Zeige deinen Knechten deine Werke und deine Herrlichkeit ihren Kindern.
Die Herrlichkeit Gottes – sie hat viele Bedeutungen. Seine Gegenwart und seine Großartigkeit, seine Wirklichkeit, die sich gerade in den Psalmen in seinen Werken, seiner wunderbaren Schöpfung, ausdrückt. Die Herrlichkeit Gottes soll sichtbar werden: Darum wird gebeten, dass auch die Kinder sie verstehen.
Und wir sehen: sie verstehen – sie sorgen sich um die Zukunft der Welt.
Es ist der Funke Gottes, wie es in der jüdischen Frömmigkeitsbewegung, im Chassidismus, immer wieder hervorgehoben wird – er muss entfacht werden in uns, in dem, was wir tun und uns vornehmen, zu tun.
Ellie Wiesel erzählt dazu folgende Geschichte: „Kennt ihr die Geschichte von dem Schmied, der selbständig sein wollte? Er kaufte einen Amboss, einen Hammer und einen Blasebalg und machte sich an die Arbeit. Vergeblich. In der Schmiede regte sich nichts. Da sagte ihm ein alter Schmied, den er um Rat gebeten hatte: Du hast alles, was du brauchst, nur der Funke fehlt“. (E. Wiesel, Chassidische Feier. Geschichten und Legenden. Freiburg, Basel, Wien 1988, 39).
Also dann: Wir entfachen den Funken und bessern uns drauflos!