Im heutigen Lesezeichen von Pastorin Bittermann geht es um Olympia und um die Schwierigkeit, Profil zu zeigen.
„Lieber Orangenhaut als gar kein Profil“
diese Zeile aus einem Lied von Ina Müller fällt mir ein zu den laufenden Diskussionen über die derzeit stattfindende 26. Winterolympiade in Peking.
Die ersten Olympischen Spiele wurden im antiken Griechenland im Jahr 776 vor Christus ausgetragen. Alles begann mit einem kleinen sportlichen Wettbewerb zu Ehren der Götter im antiken Griechenland.
Für die Olympischen Spiele der Neuzeit ist das Jahr 1894 das Gründungsjahr, verbunden mit dem Franzosen Pierre de Coubertin. Er glaubte, dass sportliche Wettkämpfe gut für die Freundschaft zwischen den teilnehmenden Ländern seien und gründete mit Sportvertretern aus aller Welt in Paris das Internationale Olympische Komitee (IOC).
In diesem Jahr finden die Spiele in Peking wegen der Pandemie, wie auch die in Tokio im vergangenen Sommer, vor leeren Rängen statt.
Vielleicht fällt es darum nicht so auf, dass offizielle Vertreter vieler Länder die Spiele durch ihre Abwesenheit boykottieren. Gründe für dieses Vorgehen sind die Menschenrechtsverletzungen Chinas, die Sorge um die Pressefreiheit und die Arbeitsbedingungen im Land.
Viele Länder haben einen offiziellen diplomatischen Boykott ausgesprochen (England, Kanada, USA, Australien u.a.) und deuten damit eine Disqualifizierung Pekings als Gastgeber an. Deutschland konnte sich zu diesem Schritt nicht entschließen (Boykott light).
Darüber muss man sich nicht wundern, wenn man weiß, dass China der größte Handelspartner Deutschlands ist.
Es ist schwer geworden Positionen zu beziehen, Profil zu zeigen.
Dass wir uns mitschuldig machen, wenn wir aus eigenen Interessen menschliche Grundsätze preisgeben, nehmen wir in Kauf. Diese Winterolympiade ist nicht das erste Beispiel dafür, dass sich Staaten in Abhängigkeiten verstricken, die sie zunehmend handlungsunfähig machen.
Was ist geworden aus den freien Spielen, aus der Völkerbegegnung?
Dieses Prinzip des „Herumlavierens“ findet sich nun nicht nur auf internationaler Ebene. Das kennen wir auch persönlich sehr gut. Und wir merken in unserem eigenen Leben, wie sehr wir selber handlungsunfähig werden, weil wir unterschiedliche Interessen bedienen wollen, uns dadurch in Abhängigkeiten begeben und dann keinen klaren Satz mehr herausbekommen. Es ist schwer geworden, sich zu erkennen zu geben und sogar auch gefährlich.
„Lieber Orangenhaut als gar kein Profil“ – das klingt erst einmal nur wie ein schräger Satz, der uns zum Lachen animiert. Es ist ein beschämtes Lachen. Wir wissen genau, dass es bitterernst ist.