Das heutige Lesezeichen von Pastor Oßenkop dreht sich um den Valentinstag und was die Kirche dazu zu sagen hat und unternimmt.
Gottesdienst am Valentinstag
14. Februar – Valentinstag: Da findet seit einigen Jahren in der alten Stadtkirche in Bremen, in der ich viele Jahre als Pastor tätig war, ein Gottesdienst für Liebende statt. Die Initiative dazu kam von meinem Nachfolger. Als ich davon erfuhr, war ich zunächst skeptisch: Ist die christliche Botschaft so schwach, dass es so ein Event braucht, um Aufmerksamkeit zu bekommen? Dieses Problem macht mir nach wie vor Sorgen.
Aber trotzdem finde ich die Idee, einen Gottesdienst für Liebende zu feiern, gar nicht schlecht. Das geschieht übrigens auch in vielen katholischen Kirchen am Valentinstag. Die Liebe von zwei Menschen kann gar nicht oft genug gefeiert werden. Und sie sollte auch oft gefeiert werden; denn was die Liebe ausmacht, wie sie sich gestaltet, verändert und neu erfindet, das muss von den Liebenden neu herausgefunden werden. Liebe muss immer wieder neu empfangen werden. Liebende bedürfen nicht nur einmal des Segens Gottes für ihre Beziehung.
Liebe ist nicht selbstverständlich und ist nicht Jahr für Jahr, Tag für Tag die gleiche. Die Lebenssituationen ändern sich: berufliche Veränderungen, Wohnungswechsel, der Werdegang der Kinder, die irgendwann aus dem Haus gehen, der Eintritt ins Rentenalter, Veränderungen durch Krankheiten. Dies sind alles Herausforderungen, durch die auch die Liebe neu herausgefordert und – hoffentlich – neu gestaltet und neu erlebt wird.
Wenn das bei einem Gottesdienst am Valentinstag zur Sprache kommt, dann ist es ein guter und heilsamer Gottesdienst. In Bremen hing im Kirchenraum ein riesiges Herz, gebildet aus Hunderten von roten Luftballons. Unter dieser Installation konnten die Paare, ob verheiratet oder verliebt, den Segen erneut empfangen.
Und was hat es mit dem Namensgeber auf sich? Da gibt es nur legendenhafte Geschichten über mehrere Personen mit Namen Valentin. So soll Valentin ein Bischof in Italien zur Zeit der Christenverfolgung im 3. Jahrhundert gewesen sein und den Märtyrertod erlitten haben. Er soll Paare verbotenerweise christlich getraut und ihnen Blumen aus seinem Garten geschenkt haben. Oder eine andere Geschichte ist, dass er Liebenden zur Flucht verholfen haben soll.
Mitte Februar wurde im heidnischen Rom auch das Fest der Göttin Juno gefeiert, der Wächterin über die Ehe und Patronin der Ehepaare. Zu ihren Ehren wurden Altäre mit Blumen geschmückt und den Frauen auch Blumen geschenkt. Wie auch immer die Zusammenhänge sind, in Mode gekommen ist der Valentinstag nach dem 2. Weltkrieg von Amerika aus. Im Heiligenkalender der Orthodoxen Kirche spielt Valentin keine besondere Rolle.