Liebe Mitglieder und Freunde unserer Athener Gemeinde,
im heutigen Lesezeichen spricht Frau Pastorin Brigitte Bittermann von der Kunst loszulassen und verabschiedet sich damit gleichzeitig auch von unserer Gemeinde.
Wir möchten ihr ganz herzlich für ihre vielfältige Unterstützung danken und wünschen ihr Gottes Segen auf ihrer neuen Pfarrstelle im Wendland.
Von der Kunst loszulassen
Abschiednehmen und Neuanfangen, das ist ein Prozess, der uns durch unser ganzes Leben begleitet. Wenn die Kinder aus dem Haus gehen, eine Beziehung zerbricht, wenn wir die Arbeitsstelle oder den Wohnort wechseln, wenn Träume zerplatzen…
Veränderungen sind mit Stress und Angst verbunden, weil man nicht weiß, was kommt. Wir haben es gerne, wenn alles so bleibt, wie es ist.
So setzt jedes Loslassen eine Art Trauerprozess in Gang, der von ambivalenten Gefühlen begleitet wird, die es uns schwer machen.
Die Bibel ist voll von Geschichten des Abschieds, des Loslassens und des Neuanfangens.
Abraham und Sarah, z.B. sind aus ihrer Heimatstadt aufgebrochen, ohne zu wissen, wohin es sie verschlagen würde. Das ganze Volk Israel ist aus Ägypten aufgebrochen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben, in einem von Gott versprochenen Land. Jesus ist mit seinen Jüngern durchs Land gezogen, immer im Aufbruch…
Immer wieder sind wir bei Veränderungen dazu aufgefordert, das, was wir vermissen und die, die wir vermissen, in einem mühsamen Prozess in uns hineinzunehmen, um festzustellen, dass wir nichts verloren haben. So wie die Emmausjünger auf ihrem Weg entdecken konnten, dass sie Jesus äußerlich nicht mehr finden würden, sie ihn aber innerlich bei sich tragen konnten.
Bei mir ist es mal wieder sehr konkret spürbar – das Abschiednehmen und Loslassen.
Eigentlich müsste ich ja schon Routine darin haben, aber jeder Abschied ist anders und es bleibt mir nicht erspart, diesen mühsamen Prozess zu durchlaufen, um loszulassen, damit etwas Neues kommen kann.
In 3 Monaten steht der Möbelwagen vor der Tür. Es sind nicht nur die Möbel, die wieder eingepackt werden, was mit einiger Mühe verbunden ist. Es sind die Aufgaben, die ich hier übernommen habe und die mir am Herzen liegen, es sind die Menschen, die mir vertraut geworden sind, es ist das besondere Licht, die Wärme im Sommer und die feuchte Kälte im Winter, die Lebensart, die ich vermissen werde.
Um dem nicht einfach nur ausgeliefert zu sein, hilft es mir, dass ich mich einverstanden erklärt habe mit diesem Abschied. Es hilft mir, dass Menschen nach mir fragen, und ich meine ambivalenten Gedanken mit ihnen teilen kann. Und es tröstet mich, dass die, die ich zurücklasse und auch ich unter Gottes Segen stehen werden, so wie damals, als das Volk Israel unter Josuas Leitung gesagt bekam: „Siehe, ich habe dir doch gesagt, dass du getrost und unverzagt sein sollst. Fürchte dich nicht und schrecke nicht zurück, denn der Herr, dein Gott, ist mit dir bei allem, was du tun wirst.“ (Josua 1,9)
Getrost und unverzagt und ohne Angst dem entgegengehen, was kommt, das wünsche ich Ihnen und mir.