Im neuen Lesezeichen von Pastor Oßenkop klingen schon Themen des nahenden Herbstes an.
An Grenzen stoßen
Schon viele werden gespürt haben, was in den folgenden Sätzen anklingt. Ich jedenfalls kenne solche Klagen nur zu gut, wenn es heißt:
Ich merke, ich komme mit meinen Kräften an eine Grenze; ich bin überfordert.
Ich spüre die Grenzen, die das Alter setzt.
Ärzte stoßen mit den Möglichkeiten der Medizin an ihre Grenzen.
Für ein Treffen steht nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung.
Ich habe alles Mögliche versucht; jetzt weiß ich nicht mehr weiter.
Ich stoße an die Grenzen meines Verstehens.
An Grenzen stoßen wir immer wieder im Leben. Oft will ich solche Grenzen nicht wahrhaben; ich ärgere mich, ich empfinde sie als eine Kränkung und kämpfe dagegen an. Ich will nicht sehen, dass Grenzen auch etwas Heilsames haben.
In einem Gebet, das der Theologe Helmut Gollwitzer formuliert hat, lese ich:
„Gott, ich bitte dich,
dass ich meine Grenzen erkenne,
damit ich mich nicht überschätze und übernehme,
damit ich nicht alles allein tun will,
damit ich Aufgaben abgeben kann
und mich nicht für unersetzlich halte.
Ich danke dir, dass du, Gott, es bist,
der meine Grenzen zieht,
nicht das Schicksal, nicht die Natur.
Ich danke dir, dass du mich
zu einem begrenzten Geschöpf gemacht hast.“
„Unsere Tage zu zählen, lehre uns, damit wir ein weises Herz gewinnen“ heißt es in der Bibel (Psalm 90,12; Zürcher Bibel). Oder für unsern Zusammenhang anders formuliert: Unsere Grenzen lehre uns bedenken; das wäre klug.
Und manchmal finden wir es ja auch gut, wenn etwas zu Ende geht und die Zeit begrenzt ist: wenn der Besuch, der so viel Freude gemacht hat, aber doch auch unmerklich anstrengend war, wieder abgereist ist. Oder wenn der erste Regen nach der Hitze- und Dürreperiode des Sommers kommt und die Nächte wieder kühler werden. Der Herbst rückt näher.