Liebe Mitglieder und Freunde unserer Athener Gemeinde,
im heutigen Lesezeichen berichtet Pfarrer i.R. Martin Bergau von einer Begegnung in Thessaloniki.
Nachlese zum Erntedankfest
Erntedankfest in der deutschen Gemeinde in Thessaloniki. Dort bin ich für einige Wochen tätig und unterstütze die Gemeinde bis zur Besetzung der Pfarrstelle nach dem Ausscheiden von Pastorin Bittermann. Für mich ist das im gewissen Sinn eine Stippvisite im Rahmen meiner Beauftragung für Athen. Es ist schön, nun beide Gemeinden näher kennenlernen zu dürfen.
Das Erntedankfest wird traditionell auf einem in schöner Natur gelegenen Bio-Bauernhof gefeiert. Die Gemeinde kennt es so und findet Möglichkeiten, anzureisen. Der Hof, umgeben von den schattenspendenden Bäumen, den streunenden Katzen und dem schon altersmilden Wachhund, bietet eine ganz besondere Atmosphäre. Erntedank ist sinnlich vor Augen, wenn ich nur den Blick schweifen lasse. Die Gaben am rustikalen Altar unterstreichen die Farbenvielfalt.
Natürlich haben wir zum Gesang „Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land / doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand“, das Lied von Matthias Claudius, ausgesucht und es auch live, fröhlich, wenn auch ohne begleitende Orgel, angestimmt. Kein Erntedank ohne das Lied, so kenne ich es von klein auf.
Da die Melodie nicht ganz einfach zu singen ist und letztlich auch recht selten im Gottesdienst vorkommt, war ich mir etwas unsicher, ob das gut gehen wird, zumal ohne Begleitinstrument.
Ich wurde eines Besseren belehrt. Das zeigte sich insbesondere in einem der Nachgespräche bei Kaffee und Kuchen. Ein junger Vater kam auf mich zu, sein kleines Kind vor der Brust im Tragesitz und erzählte mir Folgendes: Er sei Spanier, habe eine Griechin geheiratet und lebe nun sehr gerne hier. Er sei in Spanien auf eine deutsche Schule gegangen. Dort habe der Religionslehrer immer den ersten Teil seines anderthalbstündigen Unterrichts dafür verwandt, zu singen. Und nun, nach so vielen Jahren, habe er es hier in diesem Gottesdienst wieder erinnern und gut mitsingen können.
Diesem mir natürlich unbekannten Religionslehrer danke ich, er hat etwas in das Herz des jungen Vaters gegeben, das nun wieder ganz wach, lebendig und verbindend in der ungewöhnlichen Umgebung klingen konnte.
Mir ist auf dem Rückweg, im voll besetzten Bus und all den Stadtgeräuschen einer lärmfreudigen Stadt, immer wieder der Refrain durch den Kopf gegangen, habe ihn, glaube ich, auch gesummt und damit etwas irritierte Blicke auf mich gezogen. Macht nichts:
…Alle gute Gaben kommt her
Von Gott dem Herrn,
drum dankt ihm, dankt,
drum dankt ihm, dankt
und hofft auf ihn!