Liebe Mitglieder und Freunde unserer Athener Gemeinde,
im heutigen Lesezeichen von Pfarrerin Iris Kaufmann aus Preveza geht es um den Blick auf die guten Nachrichten, die es auch gibt.
Manchmal möchte ich keine neuen Nachrichten mehr lesen und hören: Neuerdings macht sich das Phänomen der „news fatigue“ und „news avoidance“ bei vielen Menschen bemerkbar. Demnach leiden immer mehr Menschen an der Flut schlechter Nachrichten (Covid, Klimakrise, Krieg…). Die Menschen reagieren unterschiedlich darauf, manche konsumieren gar keine Nachrichten mehr, andere driften in obskure Welten ab, wieder andere versuchen sich im Widerstand.
Der Journalist Constantin Wißmann (Publik-Forum 24/22 , S.10) erklärt, dass die Journalisten und Journalistinnen nicht ganz unschuldig daran sind, weil es zu ihrer Aufgabe gehört zu beschreiben, was nicht gut läuft, was natürlich dann auch eher gelesen wird, als Nachrichten, die beschreiben, dass alles funktioniert. Außerdem tendieren wir Menschen dazu, die Vergangenheit zu verklären und die Gegenwart zu verteufeln: „Früher war alles besser“. Er nennt das Beispiel einer Umfrage, in der die Kriminalität überall überschätzt wird, aber der Fortschritt im Kampf gegen den Hunger zum Beispiel wird unterschätzt.
Vielleicht wäre es für das Lebensgefühl nicht das Schlechteste, den Blick hin und wieder auf das auszurichten, was gut war, was funktioniert hat. Es gibt auch gute Nachrichten – die Welt wird dadurch nicht zum Paradies. Aber alles ist eben auch nicht schrecklich.
Ist es nicht das, was Christsein ausmacht, nämlich die Hoffnung nicht zu verlieren -?!
Der Dichter und Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger schreibt in seinem Gedicht „Optimistisches Liedchen“ Folgendes:
Vormittags wimmelt es auf den Straßen von Personen, die ohne gezücktes Messer hin- und herlaufen, seelenruhig, auf der Suche nach Milch und Radieschen.
Wie im tiefsten Frieden.
Ein herrlicher Anblick. 1999
Er mag es vielleicht ironisch gemeint haben – dennoch beschreibt die Strophe diesen anderen Blick, den ich mir vielleicht mal angewöhnen könnte, um an der Flut schlechter Nachrichten nicht zu verzweifeln.
Ernesto Cardenal, Priester, Politiker und Dichter malt in seinem Gedicht: „Bei geschlossener Tür“ dieses Bild:
Bei geschlossener Tür kam er (gemeint ist Jesus) herein und sagte: „Ich bin es Habt keine Angst“ und mit dem Friedensgruß „Die Achtung vor dem Recht anderer ist der Friede“ sagte der Indio Juárez wie in dem Psalm „Die Gerechtigkeit und der Friede
küssen sich“
Gott wollte einen fröhlichen Planeten einen fröhlichen Planeten mit Kunst und Poesie
und auch mit Frieden“.
(E. Cardenal, Nichts existiert allein, 2022)