Der Himmel und der Alltag
Himmlische Momente in Ihrem Leben – erinnern Sie sich daran? Ich bin mir sicher, dass Sie von solchen Erfahrungen erzählen können. Vermutlich weckt schon die Erwähnung dieser emotionalen Höhepunkte gute Gefühle in Ihnen. Welch ein Schatz von Erinnerungen lebt da in uns! Manchmal müssen wir darauf hingewiesen werden, all dies Schöne im Blick zu behalten. Zu leicht lassen wir uns von dem bestimmen, was uns aktuell bewegt. Manchmal tut es aber auch einfach weh, sich an die schönen Zeiten zu erinnern, weil sie vergangen sind und die Gegenwart schwer ist.
Dietrich Bonhoeffer hat sich mit dieser Frage auseinandergesetzt: „Je schöner und voller die Erinnerungen, desto schwerer die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qual der Erinnerung in eine stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich. Man muss sich hüten, in den Erinnerungen zu wühlen, sich ihnen auszuliefern, wie man auch ein kostbares Geschenk nicht immerfort betrachtet, sondern nur zu besonderen Stunden und es sonst nur wie einen verborgenen Schatz, dessen man sich gewiss ist, besitzt; dann geht eine dauernde Freude und Kraft von dem Vergangenen aus.“
Wie liebevoll beschreibt Bonhoeffer den „verborgenen Schatz“, der uns Kraft zum Leben gibt.
Von einer ähnlichen Erfahrung haben wir am letzten Sonntag im Gottesdienst gehört. Jesus war mit drei Jüngern auf einen Berg gestiegen. Dort erlebten sie Einmaliges. Sie sahen Moses und Elias und hörten eine wunderbare Stimme aus dem Himmel. Petrus wollte diesen Moment festhalten und drei Hütten bauen. Aber dann war die Erscheinung schon vorbei und sie mussten zurück in den Alltag. Herab aus der Höhe so einer besonderen Begegnung in die Niederungen des normalen Lebens. Aber diese Begegnung wirkte in ihnen nach und veränderte sie. Das Bild der drei besonderen Männer umgeben von einer Wolke und die Stimme aus dem Himmel werden sie nie vergessen haben. Es wurde für sie zu dem verborgenen Schatz, von dem später Dietrich Bonhoeffer gesprochen hat. Lassen wir uns von ihnen anregen, unser persönliches „kostbares Geschenk“ der Erinnerung an die besonderen Höhepunkte unseres Lebens zu pflegen. Genießen wir sie, spüren wir ihnen nach. Lassen wir sie zu einer „dauernden Freude und Kraft“ in uns werden.
Pastor Kurt Riecke