Es ist Sommerzeit
Wenn in diesen Wochen kein Gottesdienst in der Kirche stattfindet, schicken wir Ihnen einen Sommerimpuls. Dieser erreicht Sie zu jedem Sonntagmorgen als ein Gruß aus der Gemeinde. Der Impuls ist individuell gestaltet, verbunden mit einem biblischen Wort, Gebet, einem Bild und persönlichen Gedanken dazu. Vorbereitet wird er von einer Gruppe aus der Gemeinde und in Absprache mit Pfarrer i.R. Martin Bergau.
Sommerimpuls zum 10. Sonntag nach Trinitatis ( Israelsonntag )
Wochenspruch Psalm 33, 12
Wohl dem Volk, dessen Gott der HERR ist, dem Volk, das er zum Erbe gewählt hat.
Wochenpsalm: Psalm 122
Ein Segenswunsch für Jerusalem
1 Von David, ein Wallfahrtslied. Ich freute mich über die, die mir sagten: Lasset uns ziehen zum Hause des HERRN! 2 Nun stehen unsere Füße in deinen Toren, Jerusalem. 3 Jerusalem ist gebaut als eine Stadt, in der man zusammenkommen soll, 4 wohin die Stämme hinaufziehen, die Stämme des HERRN, wie es geboten ist dem Volke Israel, zu preisen den Namen des HERRN. 5 Denn dort stehen Throne zum Gericht, die Throne des Hauses David. 6 Wünschet Jerusalem Frieden! Es möge wohlgehen denen, die dich lieben! 7 Es möge Friede sein in deinen Mauern und Glück in deinen Palästen! 8 Um meiner Brüder und Freunde willen will ich dir Frieden wünschen. 9 Um des Hauses des HERRN willen, unseres Gottes, will ich dein Bestes suchen.
Die Evangelische Kirche in Deutschland widmet den heutigen 10. Sonntag nach Trinitatis als ‚Israelsonntag‘ dem Nachdenken über das Verhältnis von Kirche zu Juden und Judentum und damit einem Thema, das auch einen – bedrückenden – politischen Kontext hat.
dreifach
die abendsonne
zeichnet auf gold
ein kleines kreuz
kurz für einen moment
ein flüchtiger gast
auf der kuppel
des felsendomes
dort wo der tempel stand
dort wo muslime beten
die dreifach heilige stadt
erinnert, mahnt
gott ist der eine
habt respekt
voreinander
kinder abrahams
Aus dem Band von Stephan Wahl
‚Träume ich von Flügeln‘ – Jerusalemer Gedichte“
Echter Verlag, Würzburg, 3. Auflage 2024
Msgr. Stephan Wahl ist katholischer Priester und lebt in Jerusalem.
Er war Sprecher der ARD-Sendung ‚Das Wort zum Sonntag‘
Das heilige, unfriedliche Jerusalem
Der Wochenpsalm wünscht Jerusalem Frieden. Die Heilige Stadt der drei monotheistischen Weltreligionen ist ein unfriedlicher Ort, vereint und geteilt, die Bevölkerungen des jüdischen und des arabisch-palästinensischen Teils, die Christen innerhalb der Altstadtmauern bedrängt. Dabei wünschen wir uns inständig, dass das ganze Jerusalem ein Modell für Koexistenz, Selbstbestimmung und Unversehrtheit beider Seiten, für Respekt, Toleranz und ein Miteinander der Ethnien und Religionen werden möge.
Eine Szene der Hoffnung
Neben Bildern des israelisch-palästinensischen Konflikts ist Jerusalem doch auch voller menschlicher Szenen. Wie diese: Talpiot ist ein wenig schönes Viertel der Stadt mit Werkstätten, Läden, Behörden. Die Palästinenser Ost-Jerusalems kommen herüber, um halbwegs preisgünstig einzukaufen. Vor den Kühltruhen der Fischabteilung eines Supermarktes stehen sichtlich ratlos drei junge arabische Männer. Sie halten gefrorene Fischpakete in Händen, telefonieren – wohl mit ihren Frauen – und blicken fragend auf die hebräischen Aufschriften, die sie nicht verstehen. Die Telefonate helfen nicht weiter. Wohl aber ein älterer ultra-orthodoxer Jude, der sich den Männern zuwendet und ihnen die Paketinhalte zu erklären versucht. Auf Hebräisch, viele Araber Jerusalems sprechen es, aber das Lesen ist eine Hürde. Die Vier stecken die Köpfe zusammen, der des Ultra-Orthodoxen vom schwarzen Hut bedeckt, sie sind miteinander vertieft. Mit einem Kopfnicken gehen sie auseinander.
Wie besonders war doch dieser Augenblick der Begegnung und eines kurzen Miteinander. Denn die Jerusalemer Stadtviertel und Leben von Juden und Arabern sind voneinander getrennt. Die Menschen gehen aneinander vorbei und begegnen sich nicht. Wie schön und ermutigend dieses zufällige, kurze ‚Du‘, dieses Licht der Zuwendung vor der nüchternen Kulisse eines unansehnlichen Supermarktes in der geteilten Stadt mit ihren Trennlinien.
Unser aller Wunsch nach schließlichem Frieden im ‚Hause des Herrn‘ und die Prophetie von Jerusalem als dem Wallfahrtsziel aller Völker möge sich eines Tages erfüllen. Im Babylonischen Talmud steht: „Gott betritt das himmlische Jerusalem nicht, er habe denn das irdische zuvor betreten.“ Gemeint ist, dass die Gemeinschaft der irdischen Bewohner Jerusalems einander die Türen und die Herzen öffnen sollen. Wie es unser Wochenpsalm sagt: „Jerusalem ist gebaut als eine Stadt, in der man zusammenkommen soll … zu preisen den Namen des HERRN.
Wünschet Jerusalem Frieden!“ Ja, das wollen wir!
Lied
429 Lobt und preist die herrlichen Taten des Herrn
https://www.youtube.com/watch?v=-7Kx8tia58M
Fürbitte
Lebendiger Gott,
wir bitten Dich um Unversehrtheit für die Menschen, die in Konflikt und Krieg leben, dass sie sich und ihre Familien schützen können.
Falle all denen in den Arm, die Gewalt ausüben bis sie verstanden haben, dass sie im Konflikt nichts dauerhaft gewinnen können.
Treuer Gott,
wir bitten Dich, dass Du weiter die Schwierigkeiten zu überkommen hilfst,
die so oft über dem Zusammenleben von Juden, Christen und Muslimen liegen.
Schenke uns Begegnungen und Chancen gemeinsamen Lernens, Betens und Hoffens.
Wir bitten Dich um Frieden für Jerusalem, Israel und seine Nachbarn.
Segenswunsch
Der HERR segne Dich und behüte Dich! Der HERR lasse sein Angesicht über Dir leuchten und sei Dir gnädig! Der HERR erhebe sein Angesicht auf Dich und gebe Dir Frieden!
Ulrich Wacker, Mitglied im Gemeindekirchenrat