Es ist Sommerzeit
Wenn in diesen Wochen kein Gottesdienst in der Kirche stattfindet, schicken wir Ihnen einen Sommerimpuls. Dieser erreicht Sie zu jedem Sonntagmorgen als ein Gruß aus der Gemeinde. Der Impuls ist individuell gestaltet, verbunden mit einem biblischen Wort, Gebet, einem Bild und persönlichen Gedanken dazu. Vorbereitet wird er von einer Gruppe aus der Gemeinde und in Absprache mit Pfarrer Martin Bergau.
20. Juli 2025 – 5. Sonntag nach Trinitatis
Wochenspruch
Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es. Epheser 2, 8
Aus Psalm 13
Herr, wie lange willst du mich so ganz vergessen?
Wie lange verbirgst du dein Antlitz vor mir?
Wie lange soll ich sorgen in meiner Seele und mich ängsten in meinem Herzen täglich?
Schaue doch und erhöre mich, Herr, mein Gott!
Ich traue aber darauf, dass du so gnädig bist;
mein Herz freut sich, dass du so gerne hilfst.
Ich will dem Herrn singen, dass er so wohl an mir tut.
Von der Freude
Der libanesische Dichter Khalil Gibran schreibt in seinem Buch „Der Narr“:
„Als meine Sorge zur Welt kam, hegte und pflegte ich sie mit zärtlicher Liebe. Wie alles Lebende wuchs sie, wurde stark und schön und war voll wunderbarer Freuden. […] Wenn wir miteinander auf die Straße gingen, meine Sorge und ich, blickten die Leute uns wohlwollend nach und flüsterten uns die schönsten Sachen[…].“
Aber als seine Freude zur Welt kam und er aufs Dach stieg, um die Nachbarn herbeizurufen, erlebte er eine Überraschung: Niemand kam, um seine Freude anzusehen. Sieben Monate lang sang er vom Hausdach von seiner Freude. Niemand beachtete ihn, und schließlich starb seine Freude in der Einsamkeit.
Wie kann das sein? Es heißt doch: Geteilte Freude ist doppelte Freude. Lieben die Menschen ihre Sorge, weil sie ihnen Gesprächsstoff liefert und sie mit anderen verbindet? Warum können sie sich der Freude anderer nicht öffnen – sind sie vielleicht ein wenig neidisch? Vielleicht kennen sie ihre eigene Freude nicht?
Es gibt freudlose Menschen, die immer einen Grund für ihre Haltung finden. Kann es mir gut gehen, kann ich mich freuen, wenn die Welt so schrecklich ist, sagen sie. Es stimmt, die Welt war noch nie so und ist gerade heute nicht so, dass wir mit ihr einverstanden sein können. Wir kennen die Zusammenhänge, wir sind deutlich in unserer Stellungnahme.
Und genau deshalb müssen wir unsere inneren Kräfte stärken, und das heißt: unsere Freude pflegen. Freude kann eine kleine Flamme sein, die vor dem Wind geschützt werden muss, damit sie nicht verlöscht, damit sie sich entfalten kann. Und dann sehen wir: Freude und Dankbarkeit sind Geschwister, sie gehen Hand in Hand und erleuchten sich gegenseitig.
In ihrem Buch „Freude Erinnerung Inspiration“ empfiehlt Verena Kast, dass wir mit unserer Erinnerung arbeiten und eine Freudenbiografie entwerfen. Vielleicht teilen wir unsere Erinnerung mit anderen und entdecken dabei eine neue Freude. Vielleicht schreiben wir unsere Freude auf bunte Kärtchen und hängen sie an einen Strauch. So dass sie im Wind tanzen.
Der Beter des 73. Psalms sagt: Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott den Herrn.
Komm, Herr, segne uns, dass wir uns nicht trennen,
sondern überall uns zu dir bekennen.
Nie sind wir allein, stets sind wir die Deinen.
Lachen oder Weinen wird gesegnet sein.

Irene Vasos
