Liebe Mitglieder und Freunde unserer Kirchengemeinde,
in den vergangenen Wochen waren einige Menschen durch die Corona-Pandemie, durch ihre Ängste und Sorgen, aber auch durch ihre Dankbarkeit dafür, dass sie gesund geblieben sind, für einen Anruf, einen Einkauf, ein Zeichen der Zuversichtso bewegt, dass sie ganz selbstverständlich das getan haben oder tun wollten, was zuvor in unserem so schnellen Leben oft viel zu kurzgekommen war: BETEN. Aber: Wie komme ich in Kontakt mit Gott?
Wird es gehört, was ich zu ihm spreche?
Als Kinder haben wir einfache, manchmal nur zweizeilige Gebete gelernt. Im Kindergarten, im Religionsunterricht, bei Jugendfreizeiten, imKonfirmandenunterricht haben wir auch gebetet. Als Übung, als Impuls, als Regel. Beten stand auf dem Plan. Und später?
Vielen Erwachsenen fällt das Beten schwer. Während einige Menschen am regelmäßigen oder unregelmäßigen Gebet festgehalten haben, es als befreiend empfunden haben, ihr Herz auszuschütten oder in der Stille Gott zu suchen, haben andere Menschen das Beten geradezu verlernt. Der kommende Sonntag Rogate ermutigt zum Gebet.
Auch Jesus hat immer wieder dazu aufgerufen. Vielfältige Formen des Betens finden sich schon in der Bibel: das stürmische und unnachgiebige Gebet, das Gott drängt wie einen Freund, die Bitte um Vergebung, das stellvertretende Einstehen für andere und der Dank. Wer in seinem Namen bittet, so verspricht Jesus, der stößt bei Gott nicht auf taube Ohren.
Und Jesus lehrt seine Jünger das Gebet, das alle anderen Gebete umfasst: das Vaterunser. Es müssen nicht viele Worte sein. Dieses ist genug. Es führt zum Hören auf Gott.
Vater unser.
Du bist unser Vater,
dir verdanken wir unser Leben.
Dir sagen wir,
worauf wir hoffen,
wonach wir uns sehen,
wovor wir uns fürchten.
Geheiligt werde dein Name.
Wir hoffen darauf,
dass deine Liebe die Welt verwandelt.
Verwandle uns,
damit wir deine Liebe zeigen.
Dein Reich komme.
Wir sehnen uns danach,
dass sich Gerechtigkeit und Frieden küssen.
Schaffe deinem Frieden Raum,
damit die Sanftmütigen das Erdreich besitzen.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Wir fürchten uns davor,
dass Leid und Krankheit kein Ende haben.
Heile die Kranken und behüte die Leidenden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Nicht nur uns,
auch denen, die verzweifelt nach Hilfe rufen,
die vor den Trümmern ihres Lebens stehen
und die sich vor der Zukunft fürchten.
Du bist die Quelle des Lebens,
verbanne den Hunger.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Öffne unsere harten Herzen für die Vergebung.
Öffne die Fäuste der Gewalttäter für die Sanftmut.
Lenke unsere Füße auf den Weg des Friedens.
Versöhne uns und alle Welt.
Führe uns nicht in Versuchung.
Dein Wort ist das Leben.
Du kannst unsere Herzen verschließen vor Neid, Gier und Hochmut.
Halte uns ab von Hass und Gewalttätigkeit.
Bewahre uns vor den falschen Wegen!
Erlöse uns von dem Bösen
Öffne unsere Augen,
damit wir das Böse hinter seinen Verkleidungen erkennen.
Lass uns dem Bösen widerstehen und
befreie alle, die in der Gewalt des Bösen gefangen sind.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Du rufst uns beim Namen.
Du siehst uns –
wo wir auch sind,
am Küchentisch, in der Kirchenbank, in unseren Kammern.
Bei dir schweigen Angst und Schmerz. Auf dich hoffen wir heute und alle Tage.
In Jesu Namen vertrauen wir uns dir an.
Amen.
Wir wünschen Euch allen einen gesegneten Sonntag Rogate, zu dem Euch wieder eine E-Mail in unserer Reihe „Sonntags um 10″ erwartet.
Herzliche GrüßeDr. Silke Weißker-Vorgias und Vera Sficas