Liebe Freundinnen und Freunde der Gemeinde in Athen,
an diesem Sonntag wollten wir gemeinsam mit Ihnen Gottesdienst in der Christuskirche und im Haus Koroneos feiern! Die Umstände den Corona-Virus betreffend lassen uns nun andere Wege gehen, um Ihnen Mut und Zuversicht zuzusprechen, die uns unser christlicher Glaube verheißt.
Bleiben Sie zuversichtlich und fühlen Sie sich von Gott behütet!
Wir grüßen Sie herzlich!
Pfarrerin Iris Kaufmann und Diakonin Reinhild Dehning
Andacht am Sonntag Lätare
22.03.2020
Psalm 121
Ein Wallfahrtslied.
1 Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.
Woher kommt mir Hilfe?
2 Meine Hilfe kommt vom Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
3 Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,
und der dich behütet, schläft nicht.
4 Siehe, der Hüter Israels
schläft noch schlummert nicht.
5 Der Herr behütet dich;
der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
6 dass dich des Tages die Sonne nicht steche
noch der Mond des Nachts.
7 Der Herr behüte dich vor allem Übel,
er behüte deine Seele.
8 Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang
von nun an bis in Ewigkeit!
Liebe Gemeinde in Athen,
in der evangelischen Kirche gibt es seit mehr als 30 Jahren die Fastenaktion „7 Wochen Ohne“. In diesem Jahr lautet das Motto „Zuversicht! Sieben Wochen ohne Pessimismus“.
Dieses Motto können wir gut gebrauchen.
Wir befinden uns gerade in einer Situation, in der uns der Optimismus, die Hoffnung, die Zuversicht abhanden gekommen sind. Wir sind verunsichert, wissen nicht, was auf uns zukommt, sorgen uns, haben Angst. Jedes Mal, wenn wir die Nachrichten sehen, verschlägt es uns den Atem.
Ist das Motto zynisch – angesichts der derzeitigen Situation?
Nein, ich denke, wir müssen realistisch sein – aber nicht pessimistisch.
Der heutige Sonntag Lätare ist der Freudensonntag mitten in der Passionszeit. Dieser Sonntag ist voll von Trost und Zuversicht.
In der Passionszeit feiert er schon mal die Auferstehung.
Lätare bedeutet „Freut euch“. Es sind die ersten Worte aus dem Text des Propheten Jesaja, der auch der Predigttext für diesen Sonntag ist.
Da heißt es in Jesaja 66, 10-14:
10 Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie liebhabt! Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid.
11 Denn nun dürft ihr saugen und euch satt trinken an den Brüsten ihres Trostes; denn nun dürft ihr reichlich trinken und euch erfreuen an ihrer vollen Mutterbrust.
12 Denn so spricht der Herr: Siehe, ich breite aus bei ihr den Frieden wie einen Strom und den Reichtum der Völker wie einen überströmenden Bach. Da werdet ihr saugen, auf dem Arm wird man euch tragen und auf den Knien euch liebkosen.
13 Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet; ja, ihr sollt an Jerusalem getröstet werden.
14 Ihr werdet’s sehen und euer Herz wird sich freuen, und euer Gebein soll grünen wie Gras. Dann wird man erkennen die Hand des Herrn an seinen Knechten und den Zorn an seinen Feinden.
Das sind unglaubliche Trostworte. Jesaja spricht zu Menschen, die alles verloren haben und nach 70 Jahren Asyl wieder in die Heimat zurückkehren und Angst haben, was sie da vorfinden. So wie wir heute die Bilder von kaputten Städten in Syrien sehen – im Krieg zerfallen nicht nur Häuser, sondern auch Lebenserinnerungen. Jesaja spricht diese Worte des Trostes und des Friedens. Mögen sie doch auch im heutigen Syrien gelten, wo der Krieg immer weiter tobt und Menschen zur Flucht treibt.
Die Worte des Propheten Jesaja lenken den Blick vom Elend der Menschen auf Gott und auf das, was er tun kann! Er hebt Gottes weibliche Seite hervor – für mich das tröstlichste seiner Bilder:
Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet!
Jesaja malt uns Traumbilder vom überströmenden Glück und Wohlergehen.
Wie kann er das tun angesichts der Not? Darf er so sprechen als Prophet?
Ja, Jesaja drückt Visionen aus, die Hoffnung machen.
Die Angst ist groß, wir werden auf unsere Gefühle geworfen, die von Angst bestimmt sind. Aber die Angst ist keine gute Beraterin. Sie lähmt uns, sie lässt dunkle Seiten in uns aufkommen – sie braucht ein starkes Gegenüber. Und das ist die Hoffnung.
Die Hoffnung ist der Inhalt unseres Glaubens. Der heutige Sonntag lässt die Auferstehung durchscheinen, und im Evangelium von heute malt Jesus eindrucksvolle Bilder:
erst muss das Samenkorn sterben, wenn es in die Erde fällt, dann bringt es Frucht.
Erst muss das Brot verzehrt werden, um stärken zu können
Freut euch – allem Leiden zum Trotz, ruft Jesaja.
Das ist gerade nicht leicht, Freude zu empfinden. Zu groß sind die Sorgen – ist der Kummer. Freude kann man nicht verordnen.
Wir können die Gegenwart Gottes in unserem Leben spüren, vielleicht im Gebet, vielleicht in Begegnungen – und seien sie zurzeit in der Ferne – vielleicht in dramatischen Situationen.
Aus Trauer kann wieder Freude, aus Verzweiflung Aufbruch werden:
Da ist die Möglichkeit, im Angesicht Gottes alles sagen zu können
oder einfach nur schweigen oder weinen oder sein zu dürfen
bei diesem liebevollen, mitleidenden, mütterlichen Gott!
Auch wenn wir nur das Schlimmste sehen: Trost ist ganz nahe. Denn Gottes Zusage gilt: „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.“
Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröste
Lassen Sie sich trösten und ermutigen von unserem guten Gott!
Gebet
Gott, ich bin hier allein,
doch durch deinen Geist sind alle miteinander verbunden.
Jetzt, mein Gott, täten Engel gut –
an unserer Seite und um uns herum. Denn wir brauchen Mut und Fantasie und Zuversicht,
darum sende deine Engel,
zu den Kranken vor allem, zu den Besorgten,
zu den Alleingelassenen,
zu den vom Krieg Bedrohten,
sende deine Engel zu denen, die anderen zu Engeln werden,
Ärztinnen und Pfleger,
Rettungskräfte und Arzthelferinnen,
alle, die nicht müde werden, anderen beizustehen,
die vielen Freiwilligen in den Einrichtungen und bei den Menschen zu Hause,
sende deine Engel zu den Verantwortlichen in Gesundheitsämtern und Einrichtungen, in Politik und Wirtschaft.
Jetzt, mein Gott, tun uns die Engel gut,
du hast sie schon geschickt, sie sind ja da,
um uns herum.
Hilf uns zu sehen, was uns trägt,
was uns am Boden hält und mit dem Himmel verbindet
mit dir, mein Gott,
denn das ist es, was hilft und tröstet,
jetzt und in Ewigkeit.
Amen
Lied
EKG 369 Wer nur den lieben Gott lässt walten
369:2 Was helfen uns die schweren Sorgen, was hilft uns unser Weh und Ach? Was hilft es, dass wir alle Morgen beseufzen unser Ungemach? Wir machen unser Kreuz und Leid nur größer durch die Traurigkeit.
369:4 Er kennt die rechten Freudenstunden, er weiß wohl, wann es nützlich sei; wenn er uns nur hat treu erfunden und merket keine Heuchelei, so kommt Gott, eh wir’s uns versehn, und lässet uns viel Guts geschehn.
369:5 Denk nicht in deiner Drangsalshitze, dass du von Gott verlassen seist und dass ihm der im Schoße sitze, der sich mit stetem Glücke speist. Die Folgezeit verändert viel und setzet jeglichem sein Ziel.
T und M: Georg Neumark (1641) 1657
Segen
Der HERR segne dich und behüte dich;
der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
Amen.