Österlich oder nachösterlich?
Für eine Weile verwandelt sich der Baum im Vorgarten meiner Nachbarschaft in bunte Farben, noch bevor die Knospen das Grün hervortreiben. Es wird Ostern! Eier in den schönsten Motiven sind ein Blickfang. Sie schmücken den Baum zur Osterzeit. Sie grüßen mich auf diese Weise, verwandeln für diesen Moment auch mich selbst, denn die Umgebung ist sonst nicht so farbenreich geschmückt. Wer vorbeigeht, schaut hin.
Am Dienstag nach Ostern waren sie verschwunden. Ostern ist doch vorbei, so das Signal. Wie schade. Das scheint sich auch ansonsten zu bestätigen. Die witzigen Ostergedichte im Schaufenster der Apotheke werden durch Frühlingsmotive ausgetauscht. Im Supermarkt verschwinden die übriggebliebenen Osterhasen sogleich, andere Motive füllen nun die Regale. Bis zum nächsten Mal!
Ostern verkürzt sich offenbar auf diesen Moment der Tage des Osterfestes, denke ich dann. Danach also wieder der Alltag? Dazu bin ich gar nicht bereit. Noch immer sind mir die Klänge der Osterlieder, die Stille der Osternacht und der frühmorgendlichen Stimmung des Ostertages im Sinn.
Im Kirchenjahr ist es sowieso anders gedacht. Da setzt mit Ostern die österliche Freudenzeit ein – bis Pfingsten. Demnach sind wir jetzt in der österlichen Zeit und nicht in einer „nachösterlichen“. Na gut, ob der Atem so lange reicht, im Alltag der Geschäfte, kann ich nicht genau sagen. Ich werde mich selbst immer wieder erinnern müssen. Doch ablassen will ich nicht davon, der Freude, dem Licht und der Hoffnung in mir Raum zu geben, dass in Christus auch mein Leben jetzt und alle Tage gehalten ist.
Es gibt das schöne Osterlied, jahrhundertealt und in den meisten Ostergottesdiensten auch heute gesungen:
„Wir wollen alle fröhlich sein in dieser österlichen Zeit; denn unser Heil hat Gott bereit`.“
Und dann setzt ein vierfaches „Halleluja“ ein, eben: nicht nur einmal gesungen.
Man findet das Lied im Internet ohne Probleme oder auch im Evangelischen Gesangbuch unter der Nummer 100.
Ein Lied zur österlichen Zeit – in diesen Wochen gut anzustimmen. Ein Hit, würde ich sagen.
Pfarrer i.R. Martin Bergau