Was ist Ihr Konfirmations-, Tauf- oder vielleicht auch Trauspruch? Können Sie ihn auswendig oder ist der Spruch in Vergessenheit geraten?
Bei der Taufe, wenn die Kinder noch klein sind, suchen die Eltern oder die Paten und Patinnen den Taufspruch meist für die Täuflinge aus. Bei der Konfirmation wählen die Jugendliche ihren Spruch häufig dann selbst aus. Und auch bei der Trauung suchen die Paare ihren Spruch oft gemeinsam aus. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich konfirmiert wurde, bekamen wir alle eine lange Liste mit Sprüchen in die Hand gedrückt und sollten uns einen Spruch heraussuchen, der uns gut gefiel. Und gleich auf der ersten Seite fiel mir dann auch der Vers ins Auge, der mein Konfirmationsspruch werden sollte: 1 Samuel 16, 7 Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. Auch wenn das damals eher eine spontane Entscheidung gewesen ist, so bin ich auch heute noch sehr glücklich mit dem Spruch. Der Spruch erinnert mich immer wieder daran, worauf es bei den Menschen ankommt: auf das Herz. Erinnert mich daran, nicht vorschnell zu urteilen und zu verurteilen. Mein Konfirmationsspruch war und ist mir also eine gute Begleitung auf meinem Weg gewesen.
Und dann war es eines Tages auf einmal so weit, nach einem langen Studium, dem ersten und dem zweiten Examen und dem Vikariat, stand die Ordination an. Viele Menschen in meinem Umfeld, die nicht viel mit Kirche zu tun haben, konnten mit dem Begriff meist nicht viel anfangen. Und auch ich musste mich erst herantasten: Was bedeutet die Ordination für mich und auch für meinen beruflichen Weg. Eine Formulierung, die ich dann oft für Bekannte, Freund*innen und Familie verwendete, war die folgende: Die Ordination ist der Abschluss meiner (langen) Ausbildung und die Einsegnung in den Beruf der Pfarrerin. Und bald stellte sich heraus, dass wir – ich wurde mit 17 Mitvikar*innen ordiniert, alle einen Ordinationsspruch brauchen. Ein Spruch, der uns wie der Tauf- oder der Konfirmationsspruch auf unserem nun anbrechenden Weg begleiten soll. Ich machte mich also wieder auf die Suche und auch diesmal kam mir der Spruch, der es werden sollte, ziemlich schnell in den Blick. Beim Aussuchen wälzte ich aber keine Zettel, sondern die Internetseite www.Konfirmationsspruch.de. Auf der Seite wählt man aus, was einem besonders wichtig ist: „Mit anderen im Frieden leben“ oder „Gottes Bestand und Schutz erfahren“. Und bei mir kam dann schließlich: Der Wochenpsalm der vergangenen Woche raus: Psalm 36,10: Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht. Für mich war es wichtig, einen Spruch zu haben, der mir Kraft spendet. Einen Spruch, der mich auf all meinen Wegen, mögen sie mal leichter oder mal steiniger sein, begleitet: Gott, die Quelle des Lebens ist bei mir. Und manchmal, da brauche ich Orientierung, wenn ich nicht weiß, wo mein Weg weitergeht, und auch dann gibt mir der Spruch Vertrauen: In deinem Lichte sehen wir das Licht! Gibt mir Vertrauen, dass es einen Weg für mich gibt.
Was verbinden Sie mit Ihrem Tauf-, Konfirmations- oder Trauspruch? Oder haben Sie vielleicht mal wieder Lust, ihn auszukramen?
Katharina Bährle, Pfarrerin im Auslandsvikariat