Wer war Nikolaus?
Heute ist der 6. Dezember: Nikolaustag. Auch wenn ein Kind sonst wenig von christlich geprägter Kultur mitbekommt, es weiß: Am 6. Dezember ist Nikolaustag.
Wer war Nikolaus? Wer er war, ist schwer zu sagen; es gibt keine wirklich zuverlässigen Quellen über sein Leben. Aber das scheint nicht so wichtig zu sein. Interessant ist, was aus ihm geworden ist. Denn er ist lebendig als eine volkstümliche Gestalt, ein Heiliger des Volkes, nicht der Theologen, ein Heiliger der Herzen.
Es soll in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts einen Bischof Nikolaus in Myra in Kleinasien gegeben haben. In Demre (=Myra) in der heutigen Türkei, gab es eine Nikolauskirche; dort wird sein Grab verehrt. Seine Reliquien wurden 1087 nach Bari in Süditalien verschleppt, wo sie noch heute verehrt werden.
Viele Legenden gibt es von Nikolaus, die ihn als Vater der Armen und der hilfsbedürftigen Menschen und als unerschrockenen Kämpfer für Gerechtigkeit schildern: Er hilft Menschen in Hungersnot; er bewahrt Unschuldige vor dem Henker; er rettet Schiffbrüchige; er beschützt drei Mädchen, die zur Prostitution gezwungen werden sollten, indem er ihnen drei apfelähnliche Goldklumpen ans Fenster legt, so dass ihre Aussteuer finanziert werden kann und sie heiraten können.
Nikolaus hat sich stärker ins Bewusstsein der Menschen eingeprägt als alle anderen Kirchenväter. Von ihm gibt es keine theologischen Schriften. Andere haben über den Glauben nachgedacht, dem Glauben ein geistiges Fundament gegeben und damit Menschen gestärkt. Nikolaus aber war kein Intellektueller, er war ein Mann des praktischen Evangeliums. Das scheint es zu sein, wonach die Menschen fragen: Nicht was einer Kluges gedacht und geschrieben hat, sondern was er für die Menschen konkret getan hat.
An dem, was von ihm legendenhaft erzählt wird, wird deutlich, was Jesus gemeint hat: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25,40)
Pastor Peter Oßenkop