Nun ist der Januar zu Ende
Ich bin froh darüber – dieser Monat, in dem alles wieder von vorne losgeht, in dem man so schwer in die Gänge kommt.
Für manche vielleicht auch ein Segen, den Alltagsrhythmus wieder zu haben, die Struktur für das Leben, die eine gewisse Sicherheit gibt.
Aber eben auch wieder Alltag, mit all den Problemen, mit dem Stress, mit den ungelösten Aufgaben, die aufs neue Jahr verschoben wurden.
Nun hat es sich ein wenig zurecht geruckelt – es ist klarer, wie es weitergeht.
Im Januar gibt es fast jedes Jahr zwischen dem 1. und 31. Januar in Griechenland die Alkyonides-Tage. Sie dauern ungefähr 15 Tage.
Es sind ungewöhnlich warme, sonnige und milde Tage ohne Wolken und Winde. Dafür verantwortlich ist aus meteorologischer Sicht der Ausgleich des Luftdrucks zwischen Süd- und Nordeuropa.
Aber natürlich gibt es auch die mythologischen Erklärungen für diese Tage.
Eine dieser Versionen erzählt von den Göttern, die diese Tage dem Vogel Alkyone schenkten.
Es geht um zwei Geliebte, die getrennt wurden, um die Verwandlung in Vögel, um ihr Schicksal, ihre Nester im strengsten Winter zu bauen und um Nachsicht der Götter, die für 15 Tage die Winde anhielten, damit die Sonne die Natur erwärmt und Alkyone, die in einen Vogel verwandelte Tochter des Windgottes Aeolus, in Ruhe brüten kann.
In den Alkyonides-Tagen kommt der Gedanke auf, dass es nun Frühling wird. Ich falle darauf immer wieder herein, denn das stimmt ja nicht, es wird danach oft erst so richtig kalt und regnerisch in Griechenland.
Aber die Hoffnung und das Empfinden, wie es sein kann, das haben wir dann schon mal erlebt und mir gefällt diese Idee gerade auch im übertragenen Sinne.
Das auffangen, wahrnehmen und festhalten, was Hoffnung bringt.
Bei all dem Schweren, Ungelösten, was uns Sorgen bereitet.
Hierzu lese ich das schöne Gedicht von Franz Emanuel August von Geibel, und mir gefällt besonders das kleine Wort d o c h in der ersten und letzten Strophe mit seinem frohgemuten Ausruf am Ende.
Hoffnung
Und dräut der Winter noch so sehr
Mit trotzigen Gebärden,
Und streut er Eis und Schnee umher,
Es muss d o c h Frühling werden.
Und drängen die Nebel noch so dicht
Sich vor den Blick der Sonne,
Sie wecket doch mit ihrem Licht
Einmal die Welt zur Wonne.
Blast nur ihr Stürme, blast mit Macht,
Mir soll darob nicht bangen,
Auf leisen Sohlen über Nacht
Kommt doch der Lenz gegangen.
Da wacht die Erde grünend auf,
Weiß nicht, wie ihr geschehen,
Und lacht in den sonnigen Himmel hinauf,
Und möchte vor Lust vergehen.
Sie flicht sich blühende Kränze ins Haar
Und schmückt sich mit Rosen und Ähren,
Und läßt die Brünnlein rieseln klar,
Als wären es Freudenzähren.
Drum still! Und wie es frieren mag,
O Herz, gib dich zufrieden;
Es ist ein großer Maientag
Der ganzen Welt beschieden.
Und wenn dir oft auch bangt und graut,
Als sei die Höll´ auf Erden,
Nur unverzagt auf Gott vertraut!
Es muss d o c h Frühling werden.
Pfarrerin Iris Kaufmann