Nahrung für die Seele
Was ist Nahrung für die Seele? Vielleicht ein gutes Gespräch, berührende Musik, einige Stunden in der Natur oder auf der Blumenterrasse, eine Zeit der Stille, der Gottesdienst am Sonntag … Auf die Frage wird es viele Antworten geben: persönliche Erfahrungen und außergewöhnliche Ereignisse, von denen Menschen zehren. Gut, wenn jede und jeder für sich solche Seelennahrung findet und sie sich auch „genehmigt“!
Die Bibel gibt eine ebenso einfache wie unerwartete Antwort: „Gott, du machst das Land voll Früchte. Du lässest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen, dass du Brot aus der Erde hervorbringst, dass der Wein erfreue des Menschen Herz und sein Antlitz glänze vom Öl und das Brot des Menschen Herz stärke“ (Psalm 104, 14/15)
Da liest man nichts von Askese und Bescheidenheit, sondern da spricht die Freude am Leben aus der Fülle. Der Wein, das (Salb-)Öl, das Brot – das alles füllt nicht nur den Magen, stärkt nicht nur den Leib, sondern auch das Herz! Die Freude am Essen, das Genießen des Weines, der Dank für die Gaben der Schöpfung, das ist Nahrung für die Seele.
Das haben wir am Erntedankfest gefeiert. Wir haben Früchte, Gemüse, Blumen, einschließlich Wein, Kaffee und Öl, in die Kirche gebracht als Zeichen des Dankes und der Freude. Es ergab ein schönes Bild, das die Gottesdienstbesucher erfreut hat. Dazu haben wir mit den Kindern die Schöpfungsgeschichte der Bibel bildlich gestaltet. Zu der Fülle der Erntegaben auf dem Altar kam das Bild einer bunten Welt hinzu.
Als ich vor vielen Jahren als junger Pastor den Kindern im Kindergarten die Schöpfungsgeschichte erzählte, fragte ich die Kinder: Was hat Gott sich dabei gedacht? Warum gibt es das alles, die Bäume, die Tiere, die Menschen, die Sonne, das Wasser? Ein Junge sagte: Damit es schön auf der Erde ist, damit die Menschen sich freuen. Die beste und schönste Antwort, die ich mir vorstellen kann und die ich mir bis heute gemerkt habe. Eine Kernaussage des Glaubens aus Kindermund! Ein Gott ist da, der die Menschen liebt, der Freude hat an der Schöpfung und den Geschöpfen, der will, dass es schön sei, dass es zum Guten da sei und bewahrt werde.
Peter Oßenkop