Liebe Mitglieder und Freunde unserer Athener Gemeinde,
mit dem heutigen Lesezeichen über Wege und Engel grüßt Sie Pfarrerin Brigitte Bittermann aus Thessaloniki.
Im Zusammenhang mit dem Erntedankfest bin ich auf die Geschichte von Bileam und seiner Eselin gestoßen. Sie steht im Alten Testament, in 4. Mose 22, 21-34.
Auf seiner Eselin reitend, macht sich Bileam auf den Weg nach Moab.
Auf dem Weg muss seine Eselin drei Mal einem Hindernis ausweichen. Bileam erkennt nicht, warum sie das tut und schlägt seine Eselin, weil er denkt, sie sei, wie Esel eben so sind, eigensinnig, störrisch, dumm. Er nimmt nicht wahr, dass der Weg immer enger wird, so dass sich die Eselin schließlich einfach hinlegt und ihren Dienst verweigert.
Erst da klärt sich die Situation. Die Eselin hatte den Engel Gottes wahrgenommen, der sich ihnen in den Weg gestellt hatte. Sie hatte verstanden, dass sie diesen Weg nicht weitergehen sollten, dass sie die Richtung wechseln mussten, um weiterhin von Gott beschützt und lebendig bleiben konnten.
Bileam konnte den Engel nicht sehen – vielleicht, weil er zu sehr an seinem eigenen Plan hing, vielleicht, weil er Mühe damit hatte, sein Konzept zu ändern, vielleicht, weil er es immer so gemacht hatte. Oder weil er verbohrt war. War er es also, der eigensinnig, störrisch und dumm auf dem falschen Weg bleiben wollte und die Signale des Engels nicht sehen wollte?
Wie oft nehmen wir den Engel Gottes, der sich uns in den Weg stellt, um uns vor Schlimmeren zu bewahren, nicht wahr?
Wie oft rennen wir weiter, weil wir uns nicht stören lassen wollen in unserer bequemen Gewohnheit?
Wie oft zeigen wir mit dem Finger auf andere, weil sie uns in ihrem Versuch, uns die Augen zu öffnen, zu anstrengend werden und wir sie uns vom Hals schaffen wollen?
Welche Richtung wollen wir einschlagen, welche Warnungen kommen bei uns an, welchen Engel Gottes lassen wir bei uns ins Bewusstsein dringen, der uns auffordert, die Richtung zu ändern?
Gerade im Umgang mit dem Geschenk, das Gott uns mit seiner Schöpfung gemacht hat, drängen sich mir diese Fragen auf.
Was sind wir bereit, wahrzunehmen und wann ist es an der Zeit, die Richtung zu wechseln?
Ich wünsche uns, dass sich Gottes Engel weiterhin bemerkbar machen und nicht aufhören, sich uns in den Weg zu stellen. Und ich wünsche uns, dass wir wahrnehmen können und verstehen, wann ein Richtungswechsel ansteht, damit wir weiterhin beschützt und lebendig bleiben können.