Liebe Mitglieder und Freunde unserer Athener Gemeinde,
im heutigen Lesezeichen von Pastor Oßenkop geht es um ein schwieriges und umstrittenes Thema: Mission.
Zeigen, was man liebt
Neulich fiel in einer Sitzung das Stichwort „Mission“. „Mission als Aufgabe der Gemeinde“: dieser Gedanke war fremd und löste Unbehagen aus. Viele Christen wollen heute von Mission nichts mehr hören, weil sie Mission im Zusammenhang mit Kolonialismus, Arroganz und Intoleranz sehen – nicht zu Unrecht. Mission gilt als Last der Geschichte, derer man sich schämt und die man loswerden möchte.
Ich meine, da wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Hätte sich das Christentum ausbreiten können ohne die Missionstätigkeit des Apostels Paulus im griechischen Raum, auch hier in Athen? Wie kann Mission wieder auf eine gute Fährte kommen?
Ein Vorschlag aus der neueren theologischen Diskussion: Mission heißt, zeigen, was man liebt. Mission vollzieht sich in einem Kommunikationsprozess, und dazu gehört, dass man sich nicht versteckt, sondern sich zeigt, wer man ist und wofür man sich einsetzt, was man liebt und was einem Kraft gibt. So lädt man die andere Seite ein, offen zu werden, nachzufragen und natürlich sich auch zu zeigen.
Zeigen, was man liebt: die Schätze der christlichen Kultur zeigen, die Leitlinien unseres Wertesystems ins Gespräch bringen, die heilende Kraft des Glaubens an den menschenliebenden Gott durch Wort und Tat bezeugen. Das könnte unsere „Sendung“ (lateinisch: „Mission“) sein. Damit brauchen wir doch nicht „hinterm Berg“ zu halten, sondern wir sollten dabei „aus dem Häuschen“ geraten.
Wir werden auch von den anderen lernen, müssen uns auch offen zeigen und nicht abwerten. Wir sind als endliche Menschen nicht im alleinigen Besitz der Wahrheit. Wir müssen bereit sein, uns unsererseits von Menschen, die der Kirche und dem Christentum fernstehen, missionieren zu lassen, d.h. hinterfragen zu lassen. Auch in ihnen wirkt Gott. So kann Mission zu einer bereichernden Kommunikation und zu einer schönen Einladung werden.