Pfarrer .i.R. Martin Bergau greift im heutigen Lesezeichen den Leitvers für diese Woche auf. Der Vers ist einem Danklied aus dem Buch der Psalmen entnommen.
Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.
Psalm 66,20
„Du meine Güte!“ Das war der Ruf meiner Mutter, wenn irgendetwas passiert war. Etwa wenn ein Glas beim Abwasch brach oder sich im Kohlenkeller eine Maus gütlich tat, was in unserem großen Haus auf dem Lande schon mal vorkam. Es war neben dem Schrecken auch immer der Impuls, dass jetzt plötzlich etwas geschah, das die gewohnte Ordnung durcheinanderbrachte, so gar nicht in den reibungslosen Tag passte.
Auch wenn das Wort von der Güte weitgehend aus unserem Alltagsvokabular verschwunden ist, so kennen wir jedoch im Sprachgebrauch dessen Bedeutung sehr gut, etwa wenn in einem Konflikt von einer gütlichen Einigung die Rede ist. Auch das Wort von der Gutmütigkeit ist in der Bedeutung nicht zu unterschätzen, denn in ihm klingt nicht umsonst das Wort „Mut“ mit der Güte zusammen.
Die Güte ist verbunden mit Kostbarem, Wertigem, wie man heute oft sagt.
Im Wochenspruch heißt es, dass Gott seine „Güte“ nicht von dem Betenden wenden möge. Es ist der Schlusssatz aus dem Psalm 66. Dieser ist verfasst als ein kraftvoller Lobgesang und Dank für die Bewahrung in bedrängender Zeit. „Gott hat mich erhört und gemerkt auf mein Flehen“, heißt es.
In schweren Zeiten Gott danken ist nicht leicht. Was uns gerade ängstigt, Sorgen und Kummer bereitet, ist so viel stärker in uns, ergreift uns drängender als etwa der Blick darauf, was an Güte da ist.
Lesen wir in den Psalmen, so lässt sich jedoch immer wieder beobachten, wie sehr Bitte in der Not mit einem Dank für vielerlei Bewahrung verbunden ist.
Ich kann genau davon immer wieder neu lernen, den Dank für Geschenktes, für das, was mir gegeben ist, mit meinem Suchen und Bitten zu verbinden. Die Psalmen sind dafür eine Schulung im Gebet.
Was von besonderer Güte ist, will bewahrt, gesehen und gelebt werden. Es ist für den Tagesbeginn heute, in der Mitte der Woche, sehr lohnend, einmal den Blick nach außen und innen zu lenken, für diese Zeit auf sich wirken zu lassen, was an Güte um mich ist.
Womöglich werden wir staunen – das hätten wir nicht gedacht! Es ist viel mehr, als unsere Sorgen es eigentlich erscheinen ließen. Auch diese werden sich wandeln. Der Dank gehört zur Bitte.
So mag damit der Tag mit seinen Aufgaben und Anliegen beginnen. Die Augen sind wach und das Herz bereit, im Lob Gottes geerdet.