Liebe Mitglieder und Freunde unserer Athener Gemeinde,
Pfr. i.R. Martin Bergau geht in seinem Lesezeichen erneut dem Wort „noch“ nach und beschreibt einen anderen Blick darauf.
„Noch“ – Teil 2
Vor einigen Wochen habe ich ein Lesezeichen für unsere Homepage zum Wort „noch“ verfasst. Ich beschrieb darin, wie sich in meinen Gedanken und Vorhaben zunehmend dieses Wort einschleicht, etwa in dem Sinne: „Das schaffe ich noch.“ Ich übe mich darin, dieses durch ein anderes Wort zu ersetzen, wenn es sich mal wieder meldet. Das Wort heißt „jetzt“: „Das schaffe ich jetzt.“ Ob es so bleibt, weiß ich nicht, aber darum geht es jetzt auch nicht.
Soweit, so gut.
Von einer ehemaligen Kollegin, ich kenne sie lange, habe ich kürzlich eine Reaktion dazu erhalten. Sie hat sich bedankt und dem Grundgedanken zugestimmt. Das sei anregend. Ich muss dazu erwähnen, dass sie seit langer Zeit mit recht komplexen körperlichen Beeinträchtigungen zu kämpfen hat und ihr Leben darauf ausrichten musste. Sie sagte, dass sie sich manchmal wünschte, das „noch“ überhaupt weglassen zu können, aber immer froh sei, wenn sie „jetzt“ bestimmte Dinge schaffe, die ihr manchmal schon schwerer fallen als früher.
Dann aber nahm das Gespräch eine Wendung. Das „noch“ sei ihr in dieser Zeit nämlich ganz wichtig und auch lieb. Es ist Adventszeit, und in ihr bewege sie das Wort anders. Im Advent warte sie auf den, der noch nicht da ist, auf Christi Geburt.
Das wirft nun ein ganz anderes Licht auf dieses Wort. Wir warten auf die Geburt des Gottessohnes. Noch ist er nicht da, aber kündigt sich an. Mit jedem weiteren Licht zum Adventssonntag wird es heller, nun ist es schon der zweite, und auf den dritten Advent gehen wir zu. Gott kommt uns nahe in einem Kind, verletzlich und angewiesen.
Doch „noch“ ist es nicht da. „Wir warten dein, o Gottes Sohn, und lieben dein Erscheinen“ heißt es in einem alten Kirchenlied. Ja, das ist ein kraftvolles Hoffen, ein zuversichtliches, in manchen grauen Alltag hinein erfüllendes „noch“ nicht, aber er wird kommen, „Grund ewiger Freude“.
Mit diesem „noch“ im Herzen gehe ich gern weiter in die kommenden Adventstage und danke der Kollegin für ihr aufmerksames Locken zu einem anderen Blick auf das Wort, ein Adventsblick gewissermaßen.