Nachklang
Pfingstsonntag. Kurz zuvor war ich in Athen zu meinem Besuch und den geplanten Gesprächen eingetroffen. Das Zimmer mit dem schönen Ausblick auf die Kirche hatte ich bezogen und eingerichtet. Erste Kontakte waren geknüpft, vor allem habe ich mich an dem so interessant gestalteten Garten an der Kirche erfreut und das neue Geländer getestet – hält prima. Und natürlich die riesengroße Öffnung im Altarraum bestaunt, an der nur noch ein kleines Element des prägenden Kirchenfensters zu sehen war.
Am Abend das Abschlusskonzert des Ensembles „De Profundis“, mit ihrer Leidenschaft für Barockmusik. Darauf hatte ich mich besonders gefreut, denn von ihrer Qualität hatte ich gehört. Vor dem Altarraum versammelten sich die jungen Musiker*innen und legten los, mit einer Wucht und Kraft, einer Lebensfreude, die sofort in den Bann zog.
Die Kirche war fast voll – endlich war das wieder möglich, denn „De Profundis“ kennt auch die Konzerte in der langen Zeit der Pandemie, ohne Zuhörenden im Raum und ohne Resonanz. Es war ihnen förmlich abzuspüren, wie sehr sie es nun genossen, vor versammeltem Publikum spielen zu dürfen. Für das Ensemble ist die Kirche als besonderer Raum und Klangkörper ein sehr wichtiger Ort, wie die Mitglieder immer wieder betonen.
Es ist ihre Kultur, für besondere Stücke Solokünstler einzuladen, wie auch an diesem Abend. Ihr Zusammenspiel und ihre wechselseitige Wertschätzung und Achtung vor der musikalischen Leistung machte das Zuhören und Zuschauen noch kostbarer.
Auch wenn die Kirche nun für eine Zeit eine große Öffnung nach außen durch das restaurierungsbedürftige Fenster hat, so litt der Klang keineswegs. Ich hatte zwischendurch die Phantasie, dass dieser vielmehr auch nach außen dringt, die umliegenden Straßen und Häuser ergreift und wie ein Klangteppich den Lykabettos erfasst.
„De Profundis“, aus der Tiefe, erinnert als Name an den Anfang des Psalms 130, wie es in der lateinischen Fassung der Psalmen heißt: „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir. Herr, höre meine Stimme!“
Wohl nur Musik kann dem Inneren eine Form geben, wo die Sprache, die Worte nicht hinzureichen vermögen. Das hat mich gepackt, an diesem Abend in der Christuskirche.
Und die Herzlichkeit, die Spielfreude und das Lachen der Ensemble-Mitglieder mit ihren Freunden und Familien nach dem Konzert passten bestens dazu. All das klingt nach, noch nach Tagen.
Pfarrer i.R. Martin Bergau